
Post Nöte: Millionenverluste und ein fragiler Digitaltraum
2025-03-20
Autor: Leonardo
Die Schweizerische Post verzeichnet alarmierende finanzielle Schwierigkeiten, die durch die Abhängigkeit von einer einzigen Tochtergesellschaft, der Postfinance, noch verschärft werden. Diese machte die Hälfte des gesamten Betriebsergebnisses aus, während die Kerngeschäfte der Post weiterhin rückläufig sind – ein Trend, der sich auch im Jahr 2024 manifestiert.
Die Bereiche Briefe, Pakete und Werbung zeigen weiterhin stagnierende Zahlen. Der Druck von asiatischen Billigimporten, insbesondere durch Unternehmen wie Temu, gibt der Post zwar etwas Auftrieb, jedoch sind die Aussichten für den neuen CEO, der die Nachfolge von Roberto Cirillo antreten wird, alles andere als rosig.
Vor dem Hintergrund von Kostensenkung und Effizienzsteigerung müssen Postkunden die spürbaren Auswirkungen erleben: Lange Warteschlangen vor den Filialen, fehlendes Personal, geschlossene Schalter und Chaos bei der Einlieferung eingeschriebener Briefe sind nur einige der Herausforderungen.
Doch was plant die Post, um diese Malaise zu bekämpfen? In digitaler Hinsicht wird großflächig investiert, ohne jedoch klare Ergebnisse zu präsentieren. Die „Kommunikations-Services“ wurden rebrandingmäßig in „Digital Services“ umbenannt, und die Marketingabteilung in Bern produziert dazu nebulöse Beschreibungen.
Die Fakten hingegen sind eindeutig: Diese Sparte schreibt tiefrote Zahlen, mit einem Betriebsverlust von 67 Millionen Franken in diesem Jahr, nach einem Verlust von 72 Millionen im Vorjahr. Insgesamt belaufen sich die Verluste seit 2020 auf erschreckende 359 Millionen Franken.
Insgesamt tummeln sich 18 Unternehmen in der großen Branche der Post, darunter 15 Auslandsgesellschaften in Ländern wie Indien und Bulgarien. Die Strategie hinter diesem Unternehmensmix ist fraglich – handelt es sich um eine langfristige Beziehung oder ist es ein teures Sammelsurium von Beteiligungen? Namen wie SpotMe (für Veranstaltungen) und Diartis AG (eine Sozialdaten-Plattform) sind Teil des Portfolios.
Die Post investierte in den letzten Jahren beträchtliche Summen: Allein 221 Millionen Franken wurden für die Akquisition neuer Gesellschaften, E-Voting und das elektronische Patienten-Dossier ausgegeben. Für das traditionelle Geschäft mit der Brief- und Paketzustellung flossen hingegen nur 130 Millionen Franken.
Die kumulierten Investitionen in „neue Kompetenzen“ seit 2020 belaufen sich auf 476 Millionen Franken – eine Summe, die von der Post als „Aufbaukosten“ bezeichnet wird. In einer merkwürdigen Wendung des Schicksals äußert eine Kundin aus Wassen im Kanton Uri, dass es „immer Zeit für ein Schwätzchen“ ist und lobt die dortige Postfiliale in ihrer Google-Bewertung. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie lange diese Art von Service Public als „Erlebnis“ gelten kann, wenn die finanziellen Herausforderungen so drängend sind.