
OpenAI fordert staatlichen Schutz vor Urheberrechtsklagen – Ein Wettlauf gegen die Zeit
2025-03-16
Autor: Lukas
Die aktuellen KI-Modelle zeigen erstaunliche Fähigkeiten in der Text- und Bilderzeugung, aber sie finden auch Anwendung in vielen anderen Bereichen wie Materialwissenschaft und Medizin. OpenAI, der Entwickler von ChatGPT, gehört zu den führenden US-Unternehmen in diesem Sektor und hat nun klare Forderungen an die US-Regierung gerichtet.
In einem öffentlich zugänglichen Vorschlag für den "AI Action Plan", der von der Regierung unter Präsident Donald Trump ins Leben gerufen werden soll, fordert OpenAI einen speziellen staatlichen Schutz vor Urheberrechtsklagen. Dabei geht es nicht nur um die Berichterstattung über aktuelle Ereignisse, sondern vor allem um die Nutzung urheberrechtlich geschützter Inhalte wie Texte, Bilder, Videos und Musik zum Trainieren ihrer KI-Modelle. OpenAI argumentiert, dass ihre Systeme nicht dazu geschaffen wurden, die Werke anderer zu kopieren, sondern vielmehr darauf abzielen, Muster, sprachliche Strukturen und kontextuelle Erkenntnisse aus diesen Inhalten zu extrahieren, um letztendlich etwas „komplett Neues“ zu schaffen. Dieser Ansatz wird als mit der „Fair Use“-Doktrin der USA vereinbar angesehen.
Die „Fair Use“-Regelung ermöglicht unter bestimmten Umständen die Verwendung von urheberrechtlich geschützten Inhalten, um diese zu kommentieren oder für Forschungszwecke zu nutzen. Die Abwägung wird im Fall eines Rechtsstreits von Gericht zu Gericht unterschiedlich vorgenommen, weshalb OpenAI darauf hinweist, dass ohne einen staatlichen Schutz das Unternehmen im internationalen Wettlauf der Künstlichen Intelligenz hinter Ländern wie China zurückbleiben könnte.
OpenAI unterliegt bereits mehreren Urheberrechtsklagen, unter anderem von Schriftstellern und der New York Times. Im jüngsten Streit mit der "Times" ging es um Daten, die im Zuge von Modelltests aus dem System entfernt wurden – eine Entscheidung, die auf eine Umstellung der Suchalgorithmen zurückgeführt wurde, was OpenAI jedoch auf schwerwiegende Vorwürfe der "Times" stoßen lässt. Diese besagt, dass OpenAI möglicherweise Beweismaterial entfernt hat, was die Glaubwürdigkeit des Unternehmens in Frage stellt.
Interessanterweise argumentiert OpenAI in diesem Verfahren ebenfalls mit dem „Fair Use“-Prinzip, indem sie darauf hinweisen, dass die Gesellschaft von den Trainingsdaten profitiert. Doch der Richter scheint diesem Punkt nicht viel Bedeutung beizumessen. Laut einem Urteil des US-Höchstgerichts muss der Vorteil für die Öffentlichkeit mit dem, was durch das Kopieren der Daten erreicht wird, übereinstimmen. Die New York Times konnte zudem nachweisen, dass ChatGPT in der Lage ist, ganze Absätze zu reproduzieren, die Wort für Wort mit ihren eigenen Artikeln übereinstimmen.
Die Analysen belegen, dass die Chancen der New York Times im laufenden Verfahren, das voraussichtlich in diesem Jahr endet, recht hoch sind. Sollten die Gerichte entscheiden, dass die Nutzung von Artikeln der NYT für das Training als nicht fair gilt, könnte dies weitreichende Konsequenzen für andere vergleichbare Fälle in den USA haben. Angesichts der geopolitischen Konkurrenz im Bereich KI könnte dies OpenAI und anderen Unternehmen schadet – es sei denn, die Trump-Regierung schafft bis dahin einen rechtlichen Schutz für sie.