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Notenbank senkt erstmals seit Corona den Leitzins – Was bedeutet das für die Wirtschaft?

2024-09-18

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat einen historischen Schritt vollzogen: Zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie senkt sie den Leitzins um bemerkenswerte 0,5 Prozentpunkte. Das neue Leitzinsband liegt nun zwischen 4,75 und 5 Prozent. Diese Entscheidung wird als entscheidender Wendepunkt in der US-Geldpolitik angesehen, die zwar immer noch restriktiv bleibt, jedoch nicht mehr so stark, wie es in den letzten Jahren der Fall war.

Fed-Chef Jerome Powell und sein zwölfköpfiges Komitee standen unter immensem Druck, nachdem Stimmen aus verschiedenen Richtungen unüberhörbar wurden. Ehemalige Notenbankgouverneure forderten eine schnellere und kräftigere Zinssenkung, trotz Powells anfänglicher Bedenken, dass eine solche Maßnahme nicht in Betracht gezogen wurde. Die neu gewonnene Zuversicht, dass sich die Teuerungsrate nachhaltiger in Richtung des angestrebten 2-Prozent-Ziels entwickeln könnte, spielte eine entscheidende Rolle bei dieser Entscheidung.

Anleger reagierten positiv auf die Ankündigung, was zu einem Anstieg des S&P 500-Index führte. Allerdings kühlte sich die BTC nach einer kurzen Zeit wieder ab, als Powell in einer anschließenden Pressekonferenz sprach. Diese Entwicklung hat die Märkte in den letzten Monaten stark beeinflusst, da Anleger sensibel auf Makrodaten und Zinsentscheidungen reagieren.

Optimismus der Märkte könnte jedoch verfrüht sein, denn fast die Hälfte der befragten Fed-Mitglieder erwartet, dass es bis Jahresende nur eine weitere Senkung um 0,25 Prozentpunkte geben wird, während die andere Hälfte mindestens zwei weitere Senkungen in Aussicht stellt. Dies hält die Fed-Vertreter hinter den hochgesteckten Erwartungen der Finanzmärkte zurück.

Besonders spannend ist die Frage, welche Auswirkungen diese Zinssenkung auf den Arbeitsmarkt haben könnte. In den letzten Wochen gab es bereits erste Anzeichen einer Abkühlung, und viele Analysten befürchten, dass eine zu aggressive Zinssenkung negative Folgen haben könnte.

Die Meinungsverschiedenheiten über die Richtung der US-Geldpolitik waren nie so groß wie jetzt. Vor dem entscheidenden Treffen der Fed waren etwa zwei Drittel der Marktteilnehmer für die 0,5-Prozentpunkt-Senkung, was in der Regel ein klares Indiz für den künftigen Kurs ist.

Eine weitere interessante Facette ist die Rolle von prominenten Ökonomen, wie dem Nobelpreisträger Paul Krugman. Er empfahl, dass die Fed noch drastischere Maßnahmen in Betracht ziehen sollte, um die Wirtschaft nicht unnötig abzuwürgen. Powell hingegen versicherte, dass die Fed nicht das Gefühl habe, zu spät auf die Zeichen der Zeit reagiert zu haben. Er stellte klar, dass das Ziel weiterhin darin besteht, die Inflation in den Griff zu bekommen, und dass die Inflation insbesondere unter Berücksichtigung von Lebenshaltungskosten wie Lebensmitteln und Energie nach wie vor über dem Zielwert liegt.

Experten warnen davor, dass der Kampf gegen die Inflation noch nicht gewonnen ist und dass die Fed vorsichtig handeln muss, um zu verhindern, dass die Wirtschaft erneut in eine Spirale der steigenden Preise gerät. Es bleibt abzuwarten, wie die Märkte und die US-Wirtschaft auf diesen neuen geldpolitischen Kurs reagieren werden. Die kommenden Monate könnten entscheidend dafür sein, ob die US-Notenbank ihren Kurs erfolgreich beibehalten kann oder ob sie erneut auf einen restriktiveren Weg einschwenken muss.