Neue Stellplätze für Fahrende: Härkingen und Biberist präsentieren spannende Pläne für die Zukunft
2024-11-16
Autor: Emma
In der Schweiz gibt es einen anhaltenden Mangel an Halteplätzen für Fahrende, insbesondere für die Jenischen und Sinti, die zur nationalen Minderheit zählen. Trotz intensiver Bemühungen der Kantone ist es eine große Herausforderung, geeignete Stellplätze zu finden.
Der Kanton Solothurn hat nun, nach langwierigen Verhandlungen, zwei neue Halteplätze in Härkingen und Biberist genehmigt. Bisher existierte im Kanton nur ein einziger Halteplatz in Grenchen, was die situation für die Fahrenden äußerst angespannt machte. Aktuelle Initiativen zielen darauf ab, die lokale Bevölkerung über die Notwendigkeit dieser Plätze aufzuklären und ihre Bedenken ernst zu nehmen.
Die Fahrenden in der Schweiz, die als Jenische und Sinti definiert sind, haben eine lange Tradition und sind ein fester Bestandteil des kulturellen Erbes des Landes. Schätzungen zufolge leben etwa 30'000 bis 35'000 Personen in dieser Gemeinschaft, wobei nur 2000 bis 3000 einen tatsächlich fahrenden Lebensstil pflegen. Der Grossteil hat sich mittlerweile sesshaft gemacht, behält aber eine starke Verbindung zu seinen kulturellen Wurzeln.
Für ein authentisches Leben ihrer Kultur benötigen sie dringend angemessene Halteplätze. Aktuell gibt es in der Schweiz nur 47 Halteplätze, während laut Experten 80 bis 90 weitere Plätze notwendig wären. Die neuen Halteplätze in Härkingen und Biberist sollen jeweils 10 bis 15 Stellplätze bieten und sind damit ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Eine Informationsveranstaltung in Biberist beantworten die Verantwortlichen zahlreiche Fragen der Bevölkerung. Themen wie die Dauer des Aufenthalts der Fahrenden, der Schulbesuch der Kinder und mögliche notwendige Änderungen im Raumplanungsgesetz wurden diskutiert. Die Bewohner zeigten sich interessiert, aber auch skeptisch. Eine Anwohnerin äußerte: „Der Platz war bisher Weideland für Kühe, darum stört mich das nicht.“
Die neuen Halteplätze sind strategisch günstig gelegen, da sie in der Nähe von Autobahn, Aare und Einkaufsmöglichkeiten sind. Sacha Peter, Kantonsplaner, betont die Bedeutung dieser Lage für die Fahrenden. Zudem zeigt der Gemeindepräsident von Biberist, Stefan Hug, Verständnis für die Befürchtungen der Bevölkerung und sieht die Schaffung von Halteplätzen auch als eine Chance für den Kanton.
Die sensiblen Gespräche und der Dialog mit der Öffentlichkeit sind entscheidend, um Vorurteile abzubauen und mehr Verständnis zu schaffen. Daniel Huber, Präsident der Radgenossenschaft, einer Dachorganisation der Sinti und Jenischen, bekräftigte die Bedeutung eines respektvollen Austauschs.
Obwohl der genaue Zeitrahmen noch unklar ist, wird erwartet, dass das Planungsverfahren 2025 beginnt. Der Kanton wird die finanziellen Mittel bereitstellen, während die Fahrenden für ihren Aufenthalt eine Miete zahlen müssen. Es liegt eine spannende Zeit vor uns, in der die Gesellschaft lernen kann, gemeinsame Lösungen zu finden und die kulturelle Vielfalt in der Schweiz zu schätzen.