Neue App für Angehörige von Demenzkranken revolutioniert Pflegealltag
2025-01-24
Autor: Noah
Michaela pflegt ihren Vater Peter, der an Demenz leidet. Tagsüber ist Peter meist ruhig und kooperativ, jedoch verändert sich sein Verhalten am Abend: Er wird unruhig, läuft umher und wiederholt, dass er "nach Hause gehen" müsse, obwohl er bereits in seinem eigenen Zuhause ist. Manchmal wird er wütend, wenn Michaela ihn darauf hinweist, dass er sich irrt. Ähnliche Szenen sind für Angehörige von Demenzpatienten keine Seltenheit und viele fühlen sich in ihrem Alltag überfordert. Es ist oft schwierig, gebündelte Informationen zu finden, da das Internet zahlreiche widersprüchliche Ratschläge bietet, wie man mit dem Erkrankten umgehen sollte. Um eine Lösung zu bieten, hat die Medizinische Universität Wien in Zusammenarbeit mit der FH Campus Wien die Demenz-App DEA entwickelt, die Angehörigen helfen soll, herausfordernde Situationen besser zu bewältigen.
Ein digitaler Begleiter
Die Demenz-App bietet evidenzbasierte Tipps in Form von Texten, Bildern und Videos und unterstützt Angehörige, die oft intensiven Pflegeaufgaben gegenüberstehen und in der Nacht wenig Ruhe finden. "Familienmitglieder sind oft genauso betroffen wie die Erkrankten selbst und erleben eine hohe Belastung", erklärt Franz Werner von der FH Campus Wien. Nach der Diagnose wissen viele nicht, wie sie am besten mit dem Erkrankten umgehen sollen.
Mit etwa 130.000 demenzkranken Menschen in Österreich und einer Verdopplung dieser Zahl bis 2050 aufgrund des altersbedingten Anstiegs, wächst auch der Pflegebedarf. Aktuell werden 85 Prozent der Demenzpatienten von nahen Angehörigen betreut. Die häufigste Form ist Alzheimer, deren Ursachen weiterhin unvollständig verstanden sind. Forschende haben jedoch herausgefunden, dass drei Proteine, darunter Amyloid-beta, eine entscheidende Rolle in der Krankheitsentwicklung spielen.
Effektive Unterstützung im Alltag
Die App DEA reduziert die Belastung der Angehörigen und verbessert die Qualität der Betreuung. Die Nutzer können angeben, in welcher Verfassung sich der Erkrankte befindet. Basierend auf dieser Information schlägt die App konkrete Aktivitäten und individuelle Tipps vor, um eine abwechslungsreiche Gestaltung des Alltags zu ermöglichen. Dies kann beispielsweise das Blättern durch Fotoalben oder Spaziergänge umfassen.
Experten wissen, dass soziale Kontakte und regelmäßige Aktivitäten den Betroffenen helfen. Die App gibt Angehörigen Anhaltspunkte, wie sie mit ihrer erkrankten Person umgehen können. Unabhängig ob Enkelkind oder Nachbar – die App bietet für jede Situation maßgeschneiderte Vorschläge.
Ein Ausblick auf die digitale Zukunft
Die DEA-App stellt eine wertvolle Unterstützung für pflegende Angehörige dar. Franz Werner sieht großes Potenzial in digitalen Lösungen für die Gesundheitsversorgung, auch für andere Erkrankungen. "In Deutschland können digitale Angebote häufig auf Rezept verordnet werden, während Österreich hier noch Nachholbedarf hat. Ein ähnliches System ist für 2025/26 in Planung", erläutert er. Die Demenz-App ist seit diesem Jahr mit erweiterten Inhalten kostenlos im Google Play Store verfügbar und bietet so eine einfache und effektive Lösung in einem herausfordernden Pflegealltag. Das digitale Hilfsmittel ist ein Schritt in die Zukunft, um den Herausforderungen von Demenz besser begegnen zu können.