
Museumsbesuch mit Schockeffekt: Tinguely zeigt eindringliche Berichte über Gewalt gegen Frauen
2025-08-24
Autor: Alina
Ein Tabuthema im Rampenlicht
Die neue Ausstellung im Museum Tinguely kommt mit einer düsteren Vorwarnung: Sie konfrontiert die Besucher mit brutalen Berichten über Gewalt gegen Frauen. Für alle, die der emotionalen Belastung nicht gewachsen sind, gibt es Rückzugsorte. Im Mittelpunkt steht die eindringliche Videoinstallation der US-Künstlerin Suzanne Lacy.
Männer geben den Stimmen der Frauen ein Gesicht
Auf riesigen Bildschirmen sehen die Zuschauer Männer, die eine halbe Stunde lang erschütternde Geschichten von misshandelten Frauen aus Ecuador vorlesen. Dabei wird die ganze Palette von Missbrauch über Gruppenvergewaltigungen bis hin zu Femizid behandelt. Laut den Ausstellungsmachern soll die Wahl männlicher Vorleser die strukturellen patriarchalen Grundlagen dieser Gewalt beispielhaft unterstreichen.
Aufklärung und Bewusstsein steigern
Diese Ausstellung ist nicht nur ein Kunstwerk – sie ist auch ein Aufruf zur Sensibilisierung. In der Schweiz ist Gewalt gegen Frauen ein brennendes Thema. Kuratorin Sandra Reimann erklärt, dass die Ausstellung von einem Rahmenprogramm begleitet wird, das Lesungen, Diskussionsrunden mit Fachleuten und Workshops für Jugendliche umfasst. "Jede zweite Beziehung von Jugendlichen ist laut Opferhilfe von sexualisierter Gewalt betroffen", betont Reimann.
Erste Reaktionen von Schülern
Eine Klasse von der Fachmittelschule Murten ist vor Ort und sitzt in einem abgedunkelten Raum, umgeben von Bildschirmen. Die Berichte, die sie hören, sind schockierend und ungeschönt. "I learned to die, little by little" – eine Frau, die jahrelangen Missbrauch erlitten hat, lässt durch die Stimme eines Mannes ihre Qualen hörbar werden.
Diskussion über die Realität
Die Schüler sind sichtlich betroffen. Ein Schüler beschreibt die Erlebnisse als "brutal und ein Tabuthema". Eine Schülerin merkt an, dass die Ausstellung seltene Einblicke in eine grausame Realität bietet. Im anschließenden Workshop kommen die Themen sexualisierte Gewalt und Femizid zur Sprache. Die Klasse reflektiert gemeinsam und diskutiert über ihre eigenen Erfahrungen.
Spiegel der Gesellschaft
Die Berichte im Raum zwingen die Schüler, über ihre eigenen Erlebnisse und die der anderen nachzudenken. Eine Schülerin erzählt von ihren Erfahrungen mit belästigenden Blicken im öffentlichen Raum: "Es gibt immer diesen Druck, sich jemandem anzuvertrauen, denn allein sein kann gefährlich sein."
Mut und Solidarität aus der Kunst schöpfen
Dennoch gibt es auch Hoffnung aus der Ausstellung. Eine Schülerin erklärt, dass es ermutigend sei, zu sehen, wie Opfer ihre Geschichten teilen. Dadurch fühle man sich weniger allein und ermutigt, offen über solche Themen zu sprechen. Es ist eine bedrückende, aber auch eine inspirierende Ausstellung – sie gibt den Betroffenen eine Stimme und fordert uns dazu auf, hinzusehen.