
Mitte-Präsident Gerhard Pfister wollte niemals Bundesrat werden
2025-03-30
Autor: Luca
«Nicht mehr an mir, das zu kommentieren» – Gerhard Pfister beim Bundesratsfest
Der Kanton Zug hat einen neuen Bundesrat. Doch Gerhard Pfister, der abtretende Mitte-Präsident, der lautstark Ambitionen für das Amt verkündete, wird nicht genannt. Warum nicht? Eine Untersuchung bei der Feier von Martin Pfister.
Pünktlich um 12 Uhr endet die Frühlingssession und das Bundeshaus macht sich auf den Weg zum Bahnhof Bern. Der Mitte-Präsident Gerhard Pfister ist ebenfalls mit von der Partie. Ein Extrazug wartet, der direkt nach Baar im Kanton Zug fährt, zur großen Feier von Martin Pfister.
Es hätten Gerhard Pfisters Feierlichkeiten sein können – doch sie sind es nicht.
Pfister fährt zwar im Ehrenwaggon zusammen mit der abtretenden Bundesrätin Viola Amherd und ihrem Nachfolger Martin Pfister. Bei der Ankunft in Baar steigt er jedoch als Letzter aus, während alle Blicke auf den neuen Bundesrat gerichtet sind. Die Menschenmenge applaudiert, während Martin auf den Plakaten lächelt.
Martin Pfister winkt jubelnd in einer Kutsche, ein unbekannter Mann für viele Schweizer vor wenigen Wochen. Gerhard Pfister hingegen nimmt an der Parade teil, als Fußgänger, in einer Reihe mit den anderen Parlamentariern, stets mit einem Lächeln und spürbarer Energie.
Es scheint fast so, als wäre Martins Feier auch für Gerhard eine Art Abschiedsfeier nach neun Jahren prägender Arbeit.
Der Richtige zur richtigen Zeit
2016 wurde Gerhard Pfister zum Parteipräsidenten der CVP gewählt, zu einer Zeit, als die Partei in der Krise war. Bei den Wahlen 2015 erreichten sie nur 11,5 Prozent der Stimmen. Vier Jahre später begann ein langsamer Aufstieg, und Pfister fusionierte die CVP mit der BDP, wodurch die Mitte entstand. Dieser Schritt war umstritten, führte jedoch dazu, dass die Partei wieder aufwärts ging.
Die Mitte erreichte 2023 14,1 Prozent der Stimmen, was die Frage aufwarf, ob ein weiterer Bundesratssitz möglich wäre, möglicherweise auf Kosten der FDP.
Die politische Landschaft hat sich in der Schweiz verändert – Pfister gelang es, was viele für unmöglich hielten, unterschiedliche Wählerschaften zu vereinen und die Partei neu aufzustellen.
Ein Intellektueller auf dem politischen Parkett
Pfister gilt als Intellektueller, der gerne argumentiert und an Diskussionen teilnimmt. Er hat es verstanden, die Widersprüche in seiner Position auszuhalten und sich auf die jeweilige Situation einzustellen. Seine persönliche Geschichte, geprägt durch den Tod seiner Mutter und das Attentat in Zug, beeinflusst seine Sicht auf das Leben und die Politik.
Er spricht nicht oft über seine persönliche Lebensgeschichte, wählt stattdessen die abstrakte Argumentation. Dies hat zwar seine Kritiker, jedoch bewahrt es ihm einen gewissen Abstand.
Ein skeptischer Glaube
Gerhard Pfister glaubt an Gott – in einer skeptischen, pragmatischen Weise. Das „C“ in der Politik mag verschwunden sein, doch sein Glaube bleibt ihm wichtig, auch wenn es ihm zu privat ist, um öffentlich darüber zu sprechen.
Er selbst sagt, dass er daran glaubt, dass Lobbys legitim sind, solange alles transparent bleibt und er die Interessen der Bevölkerung über die der Lobbys stellt.
Ein Blick in die Zukunft
Im Januar kündigte Pfister seinen Rücktritt als Parteipräsident an, und die Frage nach seinem Nachfolger ist bereits in Gange. Auf die Frage, ob er ins Ständeratsamt wechseln wolle, gibt er diplomatische Antworten. Pfister genießt den aktuellen Moment und spürt die Vorzüge, wieder nur Politiker zu sein.
Gerhar Pfister macht keinen Hehl daraus, dass er als strategischer Denker geschätzt wird. Dennoch schüttelt er das Thema Bundesrat ab. „Ich wollte nie Bundesrat werden,“ erklärt er, „das passt einfach nicht zu mir“. Er fühle sich in der Legislative zuhause.
Auf das Fest in Baar zurückblickend gesteht er: „Es ist schön, hier zu sein und so viele vertraute Gesichter zu sehen.“ Die Frage bleibt offen, ob er es je bedauern wird, nicht um das Bundesratsamt gekämpft zu haben. Doch für den Moment ist er glücklich, Teil der Feierlichkeiten zu sein.