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Mit dem Autostopp auf der A1 – Wer fährt mit? Und warum?

2024-11-11

Autor: Leonardo

Die A1, die längste und meistbefahrene Autobahn der Schweiz, beginnt unter einer Brücke in St. Margrethen. Hier starte ich mein Abenteuer: Autostopp.

Schon nach wenigen Minuten darf ich in einem Kombi mitfahren, begleitet von einem Vater und seiner Tochter. "Wir waren gerade einen neuen Parkettboden aussuchen", erzählt die Tochter. Jetzt geht es zurück nach St. Gallen – nicht optimal für mich, denn ich habe vor, weiter weg zu reisen.

An der Raststätte St. Margrethen Nord setzt mich das Paar wieder ab. Der erste Teil meines Weges ist geschafft.

Die A1 verbindet nicht nur Städte, sondern auch Lebensgeschichten und Herausforderungen.

Dominik Probst, ein Lastwagenfahrer, lächelt freundlich, als ich in seine Kabine steige. Seit fünf Uhr morgens ist er auf den Beinen und transportiert Waren hauptsächlich zwischen Härkingen und der Ostschweiz. "Der A1 entlang, das ist mein tägliches Brot", sagt er mir stolz.

Er erzählt mir von den anstehenden Bauprojekten auf der A1, darunter die Erweiterung des Rosenbergtunnels bei St. Gallen, die im Jahr 2023 verwirklicht werden soll. Diese Maßnahme wird zusätzliche Kapazitäten für Lkw und Pendler schaffen. Probst warnt jedoch: "Bevor es weniger Staus gibt, kommt die Geduldprobe – Baustellen bedeuten immer auch, dass der Verkehr stockt."

Doch der Ausbau birgt Hoffnung: "Mit sechs Spuren durch den Rosenberg kann der Verkehr besser gelenkt werden."

Von Baustellen und zig Stunden auf der Straße berichtet Probst weiter: "Oft transportiere ich alles, von Baumaterialien über Elektronik bis zu Fahrrädern, die gerade frisch aus dem Werk kommen. Auf der Straße gibt es viele Spannungen, aber ohne uns geht es nicht."

Nach dem Tunnel hält Probst an einem Baumarkt am Straßenrand, um Material auszuladen. Ich könnte stundenlang dem Verkehr auf der A1 lauschen und dabei die Geschichten der Fahrer hören.

Pierre, ein Grenzgänger aus dem Elsass, nimmt mich auf den nächsten Abschnitt mit. Auf der Überholspur geht es Richtung Winterthur. Das Autoradio spielt, und Pierre murmelt: "ABC SRF3 mag ich gerne!" Die entspannte Atmosphäre auf der Schweizer Autobahn wirkt beruhigend, auch wenn der Verkehr zugenommen hat.

Im Kemptthal, nahe Winterthur, entdecke ich zwei Jugendliche, die an ihrem Fahrzeug hantieren. Der Geruch von Rauch zieht durch die Luft, als einer der beiden einen kleinen Hotdog-Wagen betätigt. Aber die entspannte Stimmung der Jungs wird schnell von Ralf und Monika Mühli unterbrochen, die nach ihrem Heimurlaub aus Norwegen in ihrem Wohnmobil unterwegs sind. "Die linke Spur ist für uns tabu – hier machen wir Urlaub!"

Schließlich nehme ich einen letzten Lift mit vier FC Zürich-Fans, die zum Fußballspiel nach Sion fahren. "Wir müssen schnell fahren, denn nach dem Spiel gibt es keine Rückfahrt für uns mehr", erklärt einer. Ich schmunzle insgeheim, denn es bleibt mein Geheimnis, dass ich am Abend auch im Stadion sein werde.

So zeigt mir die A1 nicht nur ihre Funktion als Verkehrsader, sondern auch die Geschichten, die sich in ihren Fahrbahnen abspielen. Die Autobahn ist wie ein Fluss, der uns alle trägt und miteinander verbindet – egal, wer wir sind oder wohin wir reisen.