Migros: Tegut-Übernahme wird zum finanziellen Albtraum für die Schweizer Supermarktkette
2024-11-03
Autor: Laura
Die Übernahme der deutschen Supermarktkette Tegut durch Migros Zürich hat sich als fataler Fehler herausgestellt und die Genossenschaft bis jetzt etwa 600 Millionen Franken gekostet.
Trotz großzügiger Investitionen bleibt der erhoffte Umsatz aus und Tegut weist seit Jahren erhebliche Verluste aus. Diese wirtschaftlichen Schwierigkeiten stehen im Widerspruch zu den ehrgeizigen Plänen der Migros, wieder auf das Kerngeschäft in der Schweiz fokussiert zu sein. Die gigantischen Misserfolge in Deutschland hindern die Migros daran, mit ihrer Strategie voranzukommen, während die Bilanz durch die teure Übernahme stark belastet ist.
Seit dem Kauf von Tegut vor fast zwölf Jahren hat sich die einst vielversprechende Übernahme zu einem finanziellen Desaster entwickelt. Die letzten drei Jahre sind geprägt von einem Verlust von 69 Millionen Franken im Jahr 2021, 35 Millionen im Jahr 2022 und 40 Millionen Franken im Jahre 2023. Der damalige Migros Zürich-Chef Jörg Blunschi hatte ursprüngliche große Pläne, Tegut profitabel zu machen, doch die Realität übertraf alle pessimistischen Erwartungen.
Die Investitionen in den Umbau der Filialen und neue Geschäftskonzepte haben nicht die gewünschten Resultate geliefert. Der Übernahmepreis von Tegut lag bei rund 250 Millionen Euro (ungefähr 235 Millionen Franken), aber die finanziellen Belastungen hielten damit nicht an – bis 2016 flossen zusätzliche 150 Millionen in die Auffrischung der Geschäfte, und seither investierte Tegut jährlich etwa 30 Millionen in Neueröffnungen und Umbauten, darunter ein neues Zentrallager.
Mit mehr Filialen kommt weniger Umsatz
Doch der großzügige Umgang mit Investitionen konnte die wirtschaftlichen Probleme nicht lösen. Das gescheiterte Konzept für autonome Kleinstläden erwies sich als Flop, und Mitarbeiterverluste durch eine neue Logistikstruktur verschärfen die Lage zusätzlich. Trotz einer Steigerung der Filialanzahl um ein Viertel seit 2019 auf insgesamt 345 Standorte leidet Tegut unter sinkenden Umsätzen pro Filiale.
Die Verantwortung für die Sanierung von Tegut liegt nun wieder bei Migros Zürich, die im vergangenen Jahr Darlehen in Eigenkapital umwandelte, um die finanzielle Belastung abzufedern. Dennoch steht die Genossenschaft vor einem Risiko von 439 Millionen Franken. Ein Ausstieg aus dem deutschen Markt könnte sich als sehr kostspielig erweisen, da die Marktbedingungen wenig attraktiv sind und potenzielle Käufer kaum Interesse zeigen.
Die negativen Folgen der Tegut-Übernahme wirken sich zudem auf die gesamte Struktur von Migros aus. Mario Irminger, der neue Chef des Migros-Genossenschaftsbundes, hat angekündigt, verlustbringende Aktivitäten abzubauen und sich wieder auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. Das Unternehmen plant, 2,5 Milliarden Franken in neue Filialen, Modernisierungen und Preissenkungen zu investieren, was für die Zukunft von Migros entscheidend sein wird.
Die anhaltenden Probleme bei Tegut erschweren die Umsetzung dieser Pläne erheblich. Irminger ist bestrebt, die Geldabflüsse zu stoppen und neue Mittel für die Supermärkte zu generieren, doch die Entscheidung über Tegut bleibt in den Händen von Migros Zürich. Trotz der desaströsen Zahlen verteidigte Blunschi die Übernahme in der Handelszeitung als strategisch sinnvoll.