Migros: Massive Proteste gegen den Micarna-Schlachthof in Saint-Aubin
2024-09-24
Autor: Simon
In der Schweiz steigt der Konsum von Pouletfleisch rasant, und die Migros-Tochter Micarna reagiert mit Ausbauplänen. Im malerischen Freiburger Dorf Saint-Aubin soll die größte Pouletfabrik des Landes entstehen, die jährlich über 31 Millionen Tiere schlachten soll. Dies entspricht etwa 600.000 Tieren pro Woche. Die neue Einrichtung wird den bereits 60 Jahre alten Schlachthof in Courtepin ersetzen. Doch das Vorhaben stößt auf großen Widerstand: Über 1.800 Einsprachen wurden gegen das Projekt eingereicht, angeführt von Greenpeace und der Kampagne MicarNo, einer Bündnisses von Tierrechtsorganisationen, die landesweit Mobilisierung betrieben haben.
Laut dem Gemeindepräsidenten Michael Willimann musste die Verwaltung in Saint-Aubin Sommerjobs einstellen, um die Vielzahl der Einsprachen zu bearbeiten. Insgesamt 598 Personen und Gruppen haben sich gegen die Pläne ausgesprochen, davon stammen 60 aus dem 2000-Einwohner-Dorf selbst.
Die Proteste richten sich gegen die gefürchteten Folgen wie erhöhten Verkehr, Lärm und Gestank. Anwohner befürchten zudem eine Umweltverschmutzung und einen Anstieg des Wasserverbrauchs in der schon jetzt landwirtschaftlich intensiv genutzten Region. Alaric Kohler vom Bürgerverein Eco-Transition la Broye äußerte sich besorgt über die Nähe zu einem Naturschutzgebiet und stellte die Frage, wie viel Wasser der neue Schlachthof benötigen wird. Zudem heben zahlreiche Gegner hervor, dass in Anbetracht der globalen Klimaerwärmung der Fleischkonsum in der Schweiz nicht gefördert, sondern reduziert werden sollte.
Auf der anderen Seite glaubt Migros, die Sorgen der Anwohner berücksichtigt zu haben. Laut einem Unternehmenssprecher wird für den Betrieb eine nachhaltige Kläranlage geplant, und der Schlachthof selbst soll über eigene Photovoltaikanlagen mit Strom versorgt werden, wodurch der Wasserverbrauch sinken soll. Die Migros wirbt damit, dass die neue Fabrik umweltfreundlicher und nachhaltiger sei als das alte Pendant in Courtepin, und argumentiert, dass viele ansässige Bauern Hühnerzucht betreiben, was den Transportaufwand verringert.
Ein weiterer zentraler Punkt ist die wirtschaftliche Perspektive: Gemeindepräsident Willimann befürwortet das Projekt mit der Aussicht auf bis zu 500 neue Arbeitsplätze in Saint-Aubin. Zusätzlich soll das seit Jahren brachliegende Agrico-Gelände wieder aktiviert werden. Rund um den zukünftigen Standort plant der Kanton Freiburg die Schaffung eines Firmenparks, bekannt als Agrico-Campus, der mehr als 1500 neue Jobs im Ernährungssektor verspricht. Kritiker hingegen fragen sich, wie ein Schlachthof mit den Zielen von Innovation und Nachhaltigkeit zusammenpasst.
Die Gegenbewegung bleibt jedoch aktiv. Willimann erklärte, dass kaum ein Tag vergeht, an dem er sich nicht um das kontroverse Großprojekt kümmert. Sollten die Einsprachen der Gegner abgelehnt werden, ist zu erwarten, dass einige von ihnen rechtliche Schritte einleiten. Aus diesem Grund könnte sich der ursprünglich für den kommenden Sommer geplante Baustart der Micarna-Fabrik erheblich verzögern. Der Betrieb hätte eigentlich bereits 2028 starten sollen, doch die Unsicherheit über die Genehmigungen könnte diesen Zeitplan in Frage stellen. Die Diskussion um den Schlachthof in Saint-Aubin bleibt weiterhin angespannt und zeigt, wie kontrovers die Themen Fleischproduktion und Umweltschutz in der Schweiz diskutiert werden.