Migros ergreift Stellung im Abstimmungskampf für Autobahnausbau
2024-11-04
Autor: Gabriel
Die Migros hat angekündigt, am 24. November für den Ausbau der Autobahnen zu stimmen. In der aktuellen Ausgabe ihres «Magazins» betont der Einzelhandelsriese, dass eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur essenziell ist, um ihren Versorgungsauftrag zu gewährleisten.
Die Migros versichert, unabhängig vom Ausgang der Abstimmung weiterhin in den Schienentransport investieren zu wollen. In einem Interview hat Verkehrsminister Albert Rösti vehement für ein Ja geworben, was die Wichtigkeit dieser Abstimmung unterstreicht.
Historisch gesehen hat sich die Migros schon immer aktiv in die Politik eingebracht. Der Gründer Gottlieb Duttweiler gründete sogar eine eigene politische Partei, den Landesring der Unabhängigen (LdU), um seinen Kampf gegen Bürokratie zu unterstützen. Duttweiler war selbst Mitglied des National- und später auch des Ständerates.
In den letzten Jahren, speziell unter der Führung von Fabrice Zumbrunnen, zog sich die Migros jedoch weitgehend aus politischen Diskussionen zurück. Themen wie die Ladenöffnungszeiten oder Agrarreformen hatten wenig Resonanz beim früheren Konzernchef gefunden. Die einst gewichtige Stimme der Migros im Bundeshaus war somit nur selten zu hören.
Jetzt kehrt die Migros in die politische Arena zurück und das auf direkte Weise. So hat sie zuvor selten eigene Abstimmungsempfehlungen veröffentlicht, es sei denn, sie war Teil eines Komitees. In den vergangenen Jahren hatte die Migros aktiv an Referendumsabstimmungen teilgenommen, darunter die Buchpreisbindung im Jahr 2012.
Unter dem neuen CEO Mario Irminger positioniert sich die Migros jetzt für den Autobahnausbau. Christian Dorer, Kommunikationschef, kündigte bereits an, dass das «Migros-Magazin» künftig politischer werden soll, da dies im Wesen des Unternehmens liege.
Die Migros erklärt, dass sie sich in Abstimmungen äußern wird, wenn sie direkt betroffen ist, und sieht den Nationalstrassenausbau als positive Maßnahme zur Verbesserung des Verkehrsflusses und zur Reduzierung von Ausweichverkehr. "Wir wollen unsere Stimme wieder erheben und werden in Zukunft je nach Thema vermehrt aktiv werden", so die Unternehmensführung.
In der Schweiz äußern sich nur selten Unternehmen zu spezifischen Abstimmungsthemen. Die Migros bleibt dabei nicht allein: Firmen begrenzen sich häufig auf gesellschaftspolitische Fragen. Beispiele sind der Glacéhersteller Ben & Jerry's, der 2021 die «Ehe für alle» unterstützt hat, sowie Ikea, das sich vor vier Jahren für einen nationalen Vaterschaftsurlaub einsetzte. Coca-Cola warb zudem im selben Jahr für die Verschärfung des Antidiskriminierungsgesetzes in der Schweiz. Es bleibt abzuwarten, wie die Rückkehr der Migros zu politischen Stammkunden das Abstimmungsergebnis beeinflussen wird. Ihre Politikanpassung könnte sich als wegweisend erweisen.