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McKinsey-Kultur erobert Schweizer Top-Unternehmen: Ein Blick hinter die Kulissen

2024-09-22

Immer mehr ehemalige Mitarbeitende der umstrittenen US-Beratungsfirma McKinsey übernehmen führende Positionen in Schweizer Großunternehmen. Diese Entwicklung lässt sich nicht ignorieren, denn die McKinsey-Kultur gewinnt zunehmend an Einfluss in der Schweizer Geschäftswelt.

Obwohl McKinsey in der Schweiz einen eher schlechten Ruf hat, insbesondere aufgrund seiner Rolle bei der Insolvenz von Swissair und Credit Suisse sowie dem jüngsten Sparprogramm der Migros, zieht die Firma nach wie vor Talente an. Laut Berichten der „SonntagsZeitung“ gibt es eine wachsende Zahl von „Mackies“ – Ehemaligen der Beratungsfirma, die jetzt in Spitzenpositionen in der Wirtschaft arbeiten.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Für Absolventen renommierter Universitäten wird Erfahrung bei McKinsey oft als Karrieresprungbrett angesehen. Trotz der kritischen Stimmen, die die Praktiken der Firma anprangern, ist die Nachfrage nach McKinsey-Absolventen hoch; im vergangenen Jahr erhielt das Unternehmen über eine Million Bewerbungen und beschäftigte weltweit 45.000 Mitarbeitende.

Ein bedeutender Vorteil der McKinsey-Kultur ist das umfassende Alumni-Netzwerk, das 55.000 Mitglieder in 150 Ländern zählt. Dieses Netzwerk bietet nicht nur berufliche Kontakte, sondern auch die Möglichkeit, vertraute Gesichter in neuen Management-Positionen zu sehen. Oft ziehen ehemalige McKinsey-Mitarbeiter andere „Mackies“ für Beratungsprojekte heran, was die Zusammenarbeit vereinfacht und für eine gewisse Homogenität sorgt.

Ehemalige Mitarbeitende heben hervor, dass die McKinsey-Kultur extrem leistungsorientiert ist und hohe Standards setzt. Ein Ex-Mitarbeiter betont, dass die Firma bereitwillig hohe Gehälter zahlt, was es schwierig macht, abzulehnen, auch wenn man möglicherweise Bedenken bezüglich einiger Praktiken hat.

Obwohl die Leistungskultur von McKinsey hohe Erwartungen an die Mitarbeitenden stellt, versucht das Unternehmen, einen positiven Abschied zu ermöglichen. Die Idee dahinter: Gute Beziehungen zu ehemaligen Mitarbeitenden können sich als vorteilhaft erweisen, egal in welchem Sektor sie später tätig sind.

Die von Kritikern angesprochenen Vorwürfe, dass McKinsey lediglich auf Kostensenkungen fokussiert sei, werden von vielen aktuellen und ehemaligen Angestellten zurückgewiesen. Oft gehe es auch darum, neue Unternehmen zu entwickeln und Arbeitsplätze zu schaffen. Dennoch gibt es Situationen, in denen radikale Entscheidungen zur Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen getroffen werden müssen, wie eine Beraterin aus Zürich erklärt.

Michael Steinmann, CEO von McKinsey Schweiz, erläutert, dass der Fokus seiner Firma stets auf der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit liege, sei es durch Einsparungen oder durch Wachstum. Während die Einsparstrategien in der Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit erregen, ist der wahre Umfang der Dienstleistungen von McKinsey viel breiter gefächert. Die Frage bleibt: Ist die Verbreitung der McKinsey-Kultur ein Segen oder ein Fluch für die Schweizer Wirtschaft? Die Diskussion darüber hat gerade erst begonnen.