(Motorsport-Total.de) - Mattia Binotto, der am 1. August 2024 die Leitung des Formel-1-Projekts von Audi übernommen hat, steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Während das Rennauto von Ferrari seit Jahren um Titel kämpft, muss das ehemalige Sauber-Team, jetzt Audi, von Grund auf neu aufgebaut werden.

Binotto selbst ist sich bewusst, dass die Situation bei Audi viel ernster ist, als er es sich zu Beginn vorgestellt hat. "Als ich hier ankam, war das Team nicht nur punktelos, sondern es gab auch absolut keine Pläne oder Entwicklungen", so Binotto. Diese ehrliche Einschätzung verdeutlicht die schwierige Lage des Teams. Während vergangene Managementansätze, unter Führung von Andreas Seidl und Oliver Hoffmann, zu stark auf langfristige Ziele fokussiert waren, musste das Team nun dringend kurzfristige Erfolge erzielen, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.

Der Druck auf Binotto ist enorm: "Man muss immer auf der Strecke kämpfen, um die eigene Stärke zu erkennen und die richtigen Maßnahmen zu ergreifen", betont der erfahrene Techniker. Seine Vision sieht vor, dass Fortschritte bereits für die Saison 2024 notwendig sind, um eine Grundlage für die Zukunft zu schaffen. "Es geht nicht nur darum, die Saison ohne Punkte abzuschließen. Jede Verbesserung zählt und ist essenziell, um die richtigen Entwicklungsrichtungen für die nächste Saison zu definieren."

Binottos Analyse der bestehenden Situation war klar. Der Infrastrukturausbau und die Rekrutierung von Fachkräften sind erforderlich, um die Wettbewerbsfähigkeit von Audi auf das Niveau der Top-Teams zu heben. Der Italiener hebt hervor, dass Sauber in den letzten zehn Jahren in einer Überlebensmentalität gefangen war: "Es gab keine signifikanten Investitionen, alles wurde behalten, aber nichts weiterentwickelt."

Insbesondere die interne Testmethodik und die Simulationsmöglichkeiten müssen dringend verbessert werden. "Für ein erfolgreiches Team in der Formel 1 sind dies entscheidende Faktoren. Wir benötigen nicht nur mehr Personal, sondern auch die richtige Technik und Methodik, um wettbewerbsfähig zu bleiben", so Binotto. Er schätzt, dass das Team etwa 350 zusätzliche Mitarbeiter benötigt, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können. Dies wird jedoch ein langwieriger Prozess sein.

Die Ambitionen von Audi, ab 2026 als Werksteam konkurrenzfähig zu sein, sind nach wie vor hoch, aber Binotto ist realistisch: Er glaubt, dass solider Erfolg nicht vor Ende des Jahrzehnts erreicht werden kann. "Das dauert alles seine Zeit. Wir müssen ständig daran arbeiten, uns von Jahr zu Jahr zu verbessern", warnt er.

Trotz einer klaren Vision und der finanziellen Unterstützung durch Investoren aus Katar bleibt der Weg steinig. Binotto weiß, dass hohe Erwartungen eine große Herausforderung darstellen, besonders wenn das Team auf der Strecke nicht die gewünschte Leistung zeigt. "Wir haben eine klare Vorstellung, welches Ziel wir verfolgen und was wir erreichen wollen", betont er, während er sich auf die langfristigen Ziele konzentriert. Die Reise zum Erfolg wird nicht einfach, aber mit der richtigen Strategie und einem klaren Plan ist Binotto überzeugt, dass Audi eines Tages ganz oben stehen kann.