
Lager al-Hol, Syrien: Die erschreckende Realität des IS-Nachwuchses
2025-03-17
Autor: Luca
In der abgelegenen Wüste Nordsyriens, nur wenige Kilometer von der irakischen und türkischen Grenze entfernt, befindet sich das Internierungslager al-Hol. Hier leben mehr als 38.000 Menschen, darunter Frauen und Kinder aus 42 verschiedenen Ländern, die sich dem Terrornetzwerk 'Islamischer Staat' (IS) angeschlossen haben. Das Lager, das einst zur Unterbringung irakischer Flüchtlinge geschaffen wurde, wurde seit 2016 für die Angehörigen von IS-Kämpfern wiedereröffnet.
In den letzten Jahren hat sich im Sektor 6 des Lagers eine neue Generation von Kindern entwickelt, die in dieser unheilvollen Umgebung aufwächst. Diese Kinder, die oft bereits voller Hass sind, ergreifen Gewalt und Verwüstung, zum Teil auf Anweisung ihrer Mütter. Die Lagerleitung berichtet von verheerenden Vorfällen: Jugendliche, die Minderjährige missbrauchen, und gewaltsame Angriffe auf Lagerpersonal sind an der Tagesordnung. Unter den Insassinnen gibt es eine unheimliche Begeisterung, seit die islamistische Gruppe Hayat Tahrir al Sham (HTS) die Kontrolle über Damaskus übernommen hat, was den IS-Anhängerinnen neue Hoffnung auf Freiheit gibt.
Die Sicherheitslage im Lager bleibt kritisch. Obwohl mehr als 600 bewaffnete Mitglieder der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) für die Sicherheit verantwortlich sind, ist die Umzäunung des Lagers in vielen Teilen marode. Es gibt immer wieder Berichte über Ausbruchsversuche, gewalttätige Auseinandersetzungen und Mordanschläge. Die Frauen und Kinder leben im ständigen Gefahrenzustand – wie die Lagerleiterin Jihan Hanan berichtet, gab es seit Dezember bereits 40 Ausbrüche und zahlreiche Verletzte.
Besonders alarmierend ist die Gewaltbereitschaft der IS-Anhängerinnen: Berichten zufolge wurden bereits mehrere kurdische Aufseherinnen und Sicherheitskräfte getötet. Die Kinder im Lager werden nicht nur im Glauben des IS indoktriniert, sondern sind auch an gewaltsamen Übergriffen beteiligt. Hanan berichtet von schockierenden Vorfällen, in denen Teenager ältere Frauen schwängern und junge Mädchen vergewaltigen, wobei die Mütter in vielen Fällen passiv zuschauen oder gar aktiv eingreifen.
Die gesundheitliche Versorgung ist katastrophal. Vor kurzem wurde ein Neugeborenes im Lager gefunden. Trotz einer Einrichtung für Deradikalisierung ist die Frage, wie zukünftige Generationen von IS-Anhängern unter Kontrolle gebracht werden können, nach wie vor ungeklärt. Es bleibt ungewiss, wie viele dieser gefährlichen Jugendlichen in die Welt hinausgelangen und welche Bedrohungen sie bergen könnten.
Inmitten dieser Krise haben sich die Rahmenbedingungen des Lagers verschlechtert: Die US-Regierung hat ihre finanzielle Unterstützung eingestellt, und die Unterbringung der Familien wird zunehmend herausfordernder. Extremistische Gruppen haben bereits geplant, die Kontrolle über Lager wie al-Hol zu übernehmen, was die Sorgen um eine mögliche Wiederbelebung des IS weiter anheizt.
Ein besorgniserregendes Beispiel für die potenzielle Radikalisierung unter den Insassen ist das benachbarte Roj-Lager, wo, obwohl es als 'gemäßigter' angesehen wurde, ähnliche Vorfälle auftreten. Die dort lebenden Frauen unterrichten ihre Kinder nun selbst, anstatt sie in der Hoffnung auf eine Deradikalisierung in spezielle Programme zu schicken.
Die internationalen Behörden stehen unter Druck, Lösungen für diese explosive Situation zu finden, die nicht nur die Gefangenen in al-Hol betrifft, sondern auch die Region als Ganzes. Die Welt schaut zu – und die Zeit läuft ab.