
Künstliche Intelligenz und ChatGPT in Schulen: Eine Revolution im Bildungswesen
2025-03-17
Autor: Alina
Stefan Wolter ist ein erfahrener Bildungsforscher und seit 25 Jahren Direktor der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung sowie Professor an der Universität Bern. Als Vertreter der Schweiz in den Bildungsgremien der OECD hat er einen umfassenden Überblick über die Entwicklungen im Bildungsbereich. In einem jüngst geführten Interview erklärte er, wie künstliche Intelligenz, insbesondere ChatGPT, das Lernen und die schulische Arbeit von Schülern revolutioniert.
Wolter hat in einer Studie untersucht, wie viele Schüler im Alter von 8 bis 18 Jahren in der Schweiz KI-basierte Programme für ihre Hausaufgaben oder zur Prüfungsvorbereitung nutzen. Die Ergebnisse sind verblüffend: Rund ein Drittel der Sekundarschüler verwendet wöchentlich Software wie ChatGPT, und bei Gymnasiasten sind es bis zu 70 %. Dies zeigt, dass die Integration von KI in den Bildungsalltag nahezu unumgänglich ist.
Aber wie gut funktioniert der Einsatz von KI tatsächlich? Eine OECD-Studie aus dem Jahr 2024 hat ergeben, dass Computer die Aufgaben des Pisa-Tests ebenso gut lösen können wie die besten 20 % der Schüler. Dies wirft eine alarmierende Frage auf: Wie können wir Schüler weiterhin motivieren, wenn sie die Möglichkeit haben, ihre Leistungen durch KI zu verbessern?
Die Antwort auf diese Herausforderung könnte in der sogenannten Gamification liegen – einer Methode, den Lernprozess spielerisch zu gestalten und so die Schüler zu motivieren. Immediate Belohnungen wie Erfolge in Lernspielen haben das Potenzial, die Lernbereitschaft zu erhöhen, auch wenn Forscher Bedenken äußern, dass dies langfristig wichtige Eigenschaften wie Durchhaltevermögen und Pflichtbewusstsein beeinträchtigen könnte.
Eine interessante Anekdote von einer Mutter verdeutlicht dieses Dilemma: Ihr siebenjähriger Sohn behauptete, er könne bereits Französisch sprechen – ein Ergebnis eines einfachen Satzes, den er in eine Übersetzungssoftware eingegeben hatte. Dies zeigt, dass KI nicht nur als Werkzeug, sondern auch als Motivationsfalle dienen kann.
Trotz dieser Herausforderungen kann die Integration von KI nicht ignoriert werden. Die Schulen müssen sich aktiv mit dieser Technologie auseinandersetzen, um zu verhindern, dass die Schüler selbstbestimmt über ihren Lernweg entscheiden, ohne ausreichende Anleitung. Ein deutscher Professor kritisierte, dass viele Lehrkräfte immer noch zögern, KI aktiv in den Unterricht einzubinden und damit eine wertvolle Gelegenheit zur Weiterentwicklung der Lehre verpassen.
Das Problem des Schummels durch KI ist eine weitere Sorge, die Schulen beschäftigt. Neue Technologien können dazu führen, dass Standardprüfungen nicht mehr das tatsächliche Wissen der Schüler widerspiegeln. Ein Professor aus Bern gab zu, dass er seine Prüfungsfragen erst mit ChatGPT getestet hat und alarmiert feststellte, dass die KI in der Lage ist, fast ohne Fehler zu antworten. Dies zeigt, wie schnell sich KI entwickelt, was gerade für Hochschulen eine große Herausforderung darstellt.
Die Diskussion über KI sollte nicht nur die möglichen Nachteile in den Vordergrund stellen, sondern auch die Chancen, die diese Technologien für Lehrer und Schüler bieten können. KI kann den Lehrern helfen, individuelle Lernbedürfnisse besser zu verstehen und personalisierte Lernwege zu entwickeln.
Insgesamt zwingt uns die Präsenz von KI in Schulen und Universitäten dazu, über den Tellerrand hinauszuschauen und neue Wege der Bildungsgestaltung zu finden. Schulen sind aufgefordert, nicht nur kritische Denker hervorzubringen, sondern auch Fachkräfte auszubilden, die in der Lage sind, mit KI zusammenzuarbeiten und sie effektiv zu nutzen.
Die Auswirkungen der fortschreitenden Digitalisierung und Automatisierung sind unübersehbar: Berufe im Handwerk und andere Bereiche, die traditionell als krisenfest galten, könnten zunehmend von Robotern übernommen werden. Um zukunftssicher zu bleiben, müssen wir einen aktiven Umgang mit diesen Veränderungen finden und die menschlichen Fähigkeiten weiterentwickeln, die KI nicht ersetzen kann.