Wissenschaft

Klimaklage in der Schweiz: Ein mutiger Vorstoß gegen den Zementriesen Holcim

2025-09-03

Autor: Lukas

Indonesische Inselbewohner wehren sich gegen Klimawandel

In einem wegweisenden Schritt ziehen vier Einwohner der indonesischen Insel Pari am Mittwoch vor Gericht, um den Schweizer Zementgiganten Holcim zur Rechenschaft zu ziehen. Sie fordern Schadensersatz und Unterstützung bei der Anpassung an die verheerenden Folgen der Erderhitzung, die ihre Heimat bedroht.

Holcims CO2-Emissionen und ihre globale Verantwortung

Holcim zählt zu den größten Zementherstellern weltweit. Schockierend ist die Bilanz: Zwischen 1990 und 2023 sollen sie 3,2 Millionen Tonnen CO2 emittiert haben, was 0,18 Prozent aller Treibhausgase seit der Industrialisierung entspricht. In einer über 100-jährigen Unternehmensgeschichte ist Holcim laut Klage für 0,42 Prozent der industriellen CO2-Emissionen verantwortlich – mehr als die gesamte Schweiz!

Ein Meer an Problemen für die Inselbewohner

Die Klage stammt von Bewohnern, deren Existenz durch steigende Meeresspiegel und häufige Überschwemmungen massiv gefährdet ist. Ibu Asmania weint um ihre zerstörte Algenfarm, während Arif Pujianto von einem verfallenden Holzhaus berichtet – das Meer hat seine Wasserquelle unbrauchbar gemacht.

Rechtsgrundlage für die Klage: Schutz von Leben und Gesundheit

Die Klage stützt sich auf das Schweizer Zivilgesetzbuch, das Persönlichkeitsrechte schützt. Laut Theresa Mockel, die die Klage für das European Center for Constitutional and Human Rights unterstützt, geht es um Rechte, die jedes Individuum schützen sollten: das Recht auf Leben, körperliche Unversehrtheit und wirtschaftliches Fortkommen.

Holcim in der Schusslinie: Eine weitreichende Verantwortung

Die Kläger*innen haben Holcim gewählt, da das Unternehmen zum Zeitpunkt der Klage die weltweite Marktführerschaft im Zementbereich hielt. Die gesamte Zementindustrie war im Jahr 2024 für etwa vier Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich.

Ein Präzedenzfall: Parallelen zur Klage gegen RWE

Die Klage der vier Indonesier unterscheidet sich nicht wesentlich von einem ähnlichen Fall, in dem der peruanische Bauer Saúl Luciano Lliuya RWE wegen klimabedingter Flutgefahren verklagte. Auch hier wurde die Verantwortung des Unternehmens festgestellt, jedoch galt die konkrete Gefahr für Lliuyas Haus als nicht ausreichend nachweisbar.

Ein langer Rechtsweg wartet

Der Rechtsstreit gegen Holcim könnte langwierig sein; detaillierte Ermittlungen sind notwendig, eventuell werden Experten nach Indonesien reisen müssen. Zunächst wird jedoch das Kantonsgericht Zug darüber entscheiden, ob die Klage überhaupt zulässig ist. Holcim argumentiert mit seinen umfangreichen Investitionen in CO2-Reduktion und sieht die Politik in der Verantwortung.