
Klarna in der Schweiz: Warum der „Jetzt kaufen, später bezahlen“-Trend auf Widerstand stößt
2025-04-17
Autor: Nina
Wenn es um den Kauf eines neuen Smartphones oder stylischer Sneaker geht, gibt es heute eine verlockende Möglichkeit: Einkaufen ohne sofortige Zahlung! Hinter diesem verführerischen Konzept steht Klarna, der weltweit führende Anbieter von "Buy Now, Pay Later" (BNPL). Doch in der Schweiz erlebt Klarna aktuell einige Hürden.
Der schwedische Fintech-Riese plante ursprünglich einen Börsengang in den USA und hatte sich von Bloomberg zusätzliche Mittel in Höhe von einer Milliarde Dollar erhofft. Doch die Unruhe an den Finanzmärkten, ausgelöst durch Donald Trumps Zollankündigungen, zwang Klarna dazu, den Börsengang auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Die Furcht vor einer Marktunsicherheit und einem möglichen Misserfolg wuchs.
Trotz der gescheiterten Börsenpläne läuft es für Klarna auf operativer Ebene überraschend gut. Im Gegensatz zu vielen anderen Start-ups generiert das Unternehmen Gewinne und wird auf etwa 15 Milliarden Dollar geschätzt. In der Schweiz zählt Klarna zu den führenden Anbietern im wachsenden Segment der "jetzt kaufen, später zahlen"-Lösungen – einem Trend, der jedoch nicht unumstritten ist.
Klarna: Freiheit beim Bezahlen?
Mit Klarna können Käufer online sofort zugreifen, ohne sofort zu zahlen. Der Dienstleister begleicht den gesamten Betrag beim Händler und erhält dafür eine Provision. Der Käufer hat dann 30 Tage Zeit, um die Summe zu zahlen. Dies sorgt für Vorteile: Kunden müssen keine hohen Rechnungen auf einmal begleichen, Händler umgehen das Risiko säumiger Zahlungen, und Klarna profitiert von der Provision.
In den letzten Jahren haben auch Anbieter wie Cembra Pay und Powerpay Fuß gefasst. Neu im August 2023 ist Twint mit seiner "Später bezahlen"-Option in den BNPL-Markt eingetreten.
Wettbewerb mit traditionellen Kaufoptionen
Trotz der Vielzahl an Anbietern hat BNPL in der Schweiz Schwierigkeiten, sich flächendeckend durchzusetzen. Laut aktuellen Umfragen von ZHAW und HSG ist der Kauf auf Rechnung der Hauptkonkurrent für BNPL. Diese traditionell beliebte Zahlungsart bietet ebenfalls flexible Zahlungsoptionen, jedoch ohne Ratenzahlungen.
Während Händler ursprünglich Rechnungen selbst ausstellten, lagern einige nun diesen Prozess an Zahlungsdienstleister wie Klarna und Twint aus.
Kritik am neuen Kaufverhalten
Der Konsumentenschutz äußert Bedenken gegenüber dieser Entwicklung. Während der Rechnungskauf unbedenklich ist, birgt die Auslagerung an Zahlungsdienstleister wie Klarna Risiken. Verbraucher müssen häufig mehreren Allgemeinen Geschäftsbedingungen zustimmen, was die Übersichtlichkeit erschwert und zu versteckten Kosten führen kann.
Die Schuldenberatung Schweiz warnt eindringlich vor den Möglichkeiten des "Konsums auf Pump". Es besteht die Gefahr, dass Käufer den Überblick über ihre Zahlungsverpflichtungen verlieren, was selbst bei kleinen Käufen zu größeren Schulden führen kann.
Klarna kontert die Vorwürfe
Klarna weist die Kritik entschieden zurück. Ihr Modell basiert hauptsächlich auf Händlergebühren und nicht auf Zinsen von Endverbrauchern. Daher sei es in ihrem Interesse, die Bonität der Kunden im Voraus zu überprüfen und bei verspäteten Zahlungen den Zugriff auf die Dienste einzuschränken, um eine Überschuldung zu verhindern.
In der Schweiz ist Klarna jedoch noch weit weg von der Popularität, die es in den USA erreicht hat. Dort wurde kürzlich eine Partnerschaft mit DoorDash angekündigt, wodurch Kunden nun auch ihre Pizza auf Raten zahlen können – ein schlagendes Argument, das zeigt, wie weit der BNPL-Trend schon ist.