Wissenschaft

Kinderpsychologie: Die überraschenden Urteile von Kleinkindern über Reichtum

2024-09-26

"Unfair!" – Dieses Wort könnte das Lieblingswort von Kindern sein, wenn es um Gerechtigkeit geht. Studien zeigen, dass bereits Kleinkinder ein stark ausgeprägtes Gefühl für Fairness haben. Tatsächlich teilen sie selbstlos mit anderen und meiden Menschen, die sich unfair oder antisozial verhalten. Doch die neuesten Forschungsergebnisse aus den USA könnten das Bild der fairen Kleinkinder in Frage stellen.

In Experimenten mit 230 Kleinkindern im Alter von 14 bis 18 Monaten beobachteten Psychologen erstaunliche Verhaltensweisen. Die Kinder konnten mühelos zwischen wohlhabenden und weniger begünstigten Personen unterscheiden. Wenn ihnen zwei Personen präsentiert wurden – eine mit vielen Spielsachen in einem klaren Behälter und eine mit wenigen – zeigten die Kleinkinder eine klare Vorliebe. Selbst bei undurchsichtigen Behältern wollten drei von vier Kindern die Dinge der wohlhabenden Person haben. Ihr Gedankengang schien einfach zu sein: Wer viel hat, hat auch mehr wert.

Aber das war nicht alles. In einem weiteren Test ließen die Forscher beide Personen einen Turm aus Bauklötzen bauen, wobei sie exakt die gleiche Anzahl von Klötzen hatten. Als es darum ging, den letzten unerreichbaren Klotz zu nehmen, entschieden sich vier von fünf Kindern häufig für die wohlhabende Person. Dies deutet darauf hin, dass die Kleinkinder nicht nur die Verteilung von Ressourcen, sondern auch die sozialen Präferenzen stark von Reichtum beeinflussen.

Ein noch faszinierenderes Ergebnis war die Reaktion der Kinder auf positive und negative Aussagen über die beiden Personen. Wenn ihnen positive Kommentare über eine Person präsentiert wurden, schauten die Kinder länger in diese Richtung. Bei negativen Aussagen hingegen schauten sie deutlich weniger zu den wohlhabenden Akteuren. Dies legt nahe, dass die Kinder nicht unbedingt Wohlstand altruistisch bewerten, sondern ärmere Menschen abwerten.

Die Ergebnisse, veröffentlicht im renommierten Journal of Experimental Psychology, werfen bedeutende Fragen über unser Verständnis von Fairness und Erfolg auf. Es ist bemerkenswert, dass die Kleinkinder die wohlhabenden Personen rassistisch oder aus einer objektiven Perspektive bevorzugten, egal wie der Reichtum erlangt wurde – ob durch Fleiß oder durch unethisches Verhalten.

Psychologin Arianne Eason, eine der Autorinnen der Studie, kommentiert: "Das Interesse an Reichtum könnte die Präferenzen für Fairness überwiegen. Kinder sollten nicht ermutigt werden, arme Menschen abzuwerten." Diese этические Überlegungen sind wichtig, weil sie uns auch als Erwachsene betreffen. Studien zeigen, dass viele Erwachsene zuvor reiche Menschen bevorzugen, unabhängig von ihrer eigenen Situation.

Das Besorgniserregende an diesen Ergebnissen ist, dass sie darauf hindeuten, dass Kinder bereits sehr früh in ihrem Leben Vorurteile gegenüber Armen entwickeln können. Dies stellt Fragen an unsere Gesellschaft und wie wir mit dem Thema Reichtum in der Erziehung umgehen. Um auch in Zukunft ein faires und gerechtes Miteinander zu fördern, müssen wir an unseren eigenen Werten arbeiten und sicherstellen, dass Kinder lernen, Menschen unabhängig von ihrem sozialen Status wertzuschätzen. Wer weiß, vielleicht könnten diese frühen Lektionen der Fairness und des Respekts der Schlüssel zu einer gerechteren Gesellschaft sein.