Jetstream im All: Der Wind bläst schneller als der Schall
2025-01-26
Autor: Alina
Auf dem 500 Lichtjahre entfernten Gasplaneten WASP-127b tobt ein fast übermenschliches Naturphänomen: Am Äquator fegt ein Jetstream mit rasanten 33.000 Kilometern pro Stunde vorbei und setzt damit einen neuen Rekord – schneller als der Schall und der bisher schnellste Jetstream, der je auf einem Planeten beobachtet wurde.
WASP-127b ist nicht nur etwas größer als der Gasriese Jupiter, sondern hat auch eine bemerkenswert geringe Dichte – weniger als ein Fünftel von Jupiters Masse. Astronomen bezeichnen solche Himmelskörper als „aufgebläht“ oder „flauschig“. Diese besondere Eigenschaft könnte durch die intensive Strahlung seines sonnenähnlichen Zentralsterns verursacht werden, welche die Atmosphäre des Planeten dauerhaft erhitzt. Der Planet umkreist seinen Stern in einem erschreckend kurzen Zeitraum von nur vier Tagen und ist somit um das Siebenfache näher an seinem Stern als Merkur an der Sonne.
Das internationale Forschungsteam unter der Leitung von Lisa Nortmann von der Universität Göttingen untersuchte WASP-127b am Very Large Telescope in Chile mit dem hochmodernen Instrument CRIRES. Dieses Gerät zerlegt das Licht des Planeten in seine verschiedenen Wellenlängen und macht es möglich, Bewegungen in der Atmosphäre zu bestimmen.
Die Ergebnisse sind verblüffend: „Ein Teil der Atmosphäre bewegt sich mit hoher Geschwindigkeit auf uns zu, während ein anderer Teil sich mit derselben Geschwindigkeit von uns weg bewegt“, erklärt Nortmann. Dieser Effekt ist als Dopplereffekt bekannt, der auch im Alltag zu beobachten ist, etwa wenn ein Krankenwagen mit Martinshorn vorbeifährt.
Mit den CRIRES-Messungen wurde die Windgeschwindigkeit von über neun Kilometern pro Sekunde ermittelt – das entspricht über 33.000 Kilometern pro Stunde. „So etwas haben wir nie zuvor gesehen“, betont Nortmann.
Zum Vergleich: Auf Jupiter erreichen die atmosphärischen Strömungen am Äquator gerade einmal Geschwindigkeiten von etwas über 500 Kilometern pro Stunde.
Trotz der extremen Windgeschwindigkeiten dürfte es auf WASP-127b relativ ruhig zugehen. Auf der Erde entsteht das Heulen des Windes durch die Bewegung der Luft um Hindernisse. Da WASP-127b jedoch ein reiner Gasplanet ist, gibt es keine solchen Hindernisse. „Ohne Widerstand gibt es kein Heulen“, bemerkt Nortmann. An den Polen des Planeten könnte sich die Situation jedoch ändern und möglicherweise Turbulenzen erzeugen, die für einen fiktiven Beobachter als Geräusch wahrnehmbar sein könnten.
Zusätzlich zeigen die Beobachtungen, dass es an den Polen deutlich kühler ist als am Äquator. Während es am Äquator extremer Hitze von über 1.100 Grad Celsius herrscht, sinken die Temperaturen in den polaren Regionen morgens um etwa 175 Grad.
Die Entdeckungen des Forschungsteams könnten nicht nur unser Verständnis von Atmosphären auf Gasplaneten revolutionieren, sondern auch wichtige Hinweise auf die Dynamik anderer Exoplaneten liefern. Das Bleiben am Puls der Astronomie bleibt unerlässlich, denn WASP-127b zeigt uns, dass das Universum viele Geheimnisse birgt, die darauf warten, enthüllt zu werden!