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Ist Richard Olsen wirklich pleite? – Ein Blick hinter die Kulissen der Lykke-Krise

2025-01-11

Autor: Noah

Das große Desaster wurde kurz vor Weihnachten offenbar. Am 16. Dezember verkündete die Zuger Behörde den Konkurs der Lykke Business, der Muttergesellschaft der gleichnamigen Krypto-Handelsplattform. Die Gläubiger und Kunden erfuhren allerdings erst später von dem düsteren Schicksal des Unternehmens.

Richard Olsen, der 71-jährige Gründer und CEO, der sich selbst als 'Krypto-Opa' bezeichnet, kommunizierte bis zum Schluss in seiner typischen Art – spärlich, spät und oft unklar. Im Juni 2022 kam es zu einem großen Vorfall, als die Plattform angeblich gehackt wurde und ein Drittel der Krypto-Einlagen verloren ging. Trotz dieser schwerwiegenden Umstände behauptete Olsen bis Anfang Dezember, das Unternehmen sei stabil und die IT-Plattform überaus wettbewerbsfähig.

Olsen hatte sogar versprochen, die Einlagen der Kunden im Wert von 60 Millionen Franken zurückzuerstatten und mögliche entgangene Krypto-Gewinne zu entschädigen. Diese Aussagen erscheinen heute nach dem Konkurs unrealistisch und vergleichbar mit den beschönigenden Äußerungen des ehemaligen irakischen Informationsministers Muhammad as-Sahhaf während des Golfkriegs.

Die Wahrnehmung von Olsen hat sich dramatisch gewandelt. Viele Insider und Branchenexperten haben sich von ihm distanziert. So zog der Sprecher der Hochschule Luzern, der kürzlich Vorträge von Olsen in Blockchain-Technologien organisiert hatte, die Zusammenarbeit deutlich in Zweifel.

Zusätzlich wird die gescheiterte Sicherheitsstrategie von Lykke in Frage gestellt. Sicherheitsfachleute verdächtigen nicht nur Hacker, sondern auch Mitarbeiter der Plattform, involviert gewesen zu sein. Eine unklare Rolle spielt zudem die Firma Swisschain, die als Verwahrerin von Lykke-Mitteln fungierte. Ironischerweise leitet Simon Olsen, der Sohn von Richard, diese Firma.

In der Zwischenzeit haben sich Geschädigte in Gruppen zusammengefunden, um rechtliche Schritte zu prüfen. Eine Gruppe von Investoren plant, Strafanzeige gegen Olsen zu erheben, unterstützt durch die renommierte Kanzlei Baker McKenzie. Eine größere Gruppe, die kleinere Ansprüche geltend macht, wird ebenfalls durch die Zürcher Kanzlei Landmann & Partner vertreten.

Die Vorwürfe gegen Olsen reichen von der missbräuchlichen Verwendung von Kundengeldern bis hin zur absichtlich verzögerten Geschäftsaufgabe. Während immer mehr Gläubiger rechtliche Schritte einleiten, bleibt die Frage, ob Olsen lediglich ein gescheiterter Unternehmer ist oder ob er sich strafbar gemacht hat. Die Unschuldsvermutung gilt bis auf Weiteres.

Es ist klar, dass dieser Fall für die Schweiz eine große Herausforderung darstellt und die Behörden zeigen müssen, dass sie mit solch komplexen Situationen umgehen können. Die wahren Gründe für Olsens finanzielles Versagen bleiben nebulös. Angeblich gab er an, ein Vermögen von null Franken zu besitzen, obwohl Mitglieder seiner Familie weiterhin Vermögen, einschließlich Immobilien, deklarieren.

Die drängendste Frage bleibt: Hat Richard Olsen seine finanziellen Mittel aufgebraucht, um Lykke zu retten, oder war das schon vorher der Fall? Eine umfassende Aufklärung wird dringend benötigt, um das Vertrauen in die Krypto-Welt und ihre Akteure wiederherzustellen.