
Ist die Schweizer Berufslehre das Geheimrezept für andere Länder?
2025-09-17
Autor: Luca
Jugendliche und ihre Entscheidungen: Ein Blick auf die Schweiz
Jedes Jahr ziehen rund zwei Drittel der Jugendlichen in der Schweiz den Weg einer Berufsausbildung vor. Diese Mischung aus praktischer Arbeit und schulischer Ausbildung hat in der Schweiz eine lange Tradition. Im internationalen Vergleich sieht es jedoch ganz anders aus: Nur wenige Länder verfügen über ein ähnlich effektives duales Bildungssystem.
Helvetas: Eine globale Mission für Bildung
Die Schweizer Entwicklungsorganisation Helvetas möchte diesen Mangel ändern. Sie setzt sich aktiv in Krisen- und Konfliktgebieten ein, um jungen Menschen durch praxisorientierte Berufsbildung neue Perspektiven zu eröffnen. Sabrina Würmli, Co-Leiterin Bildung bei Helvetas, erklärt: "Viele Jugendliche streben ein Studium an, in der Hoffnung auf bessere Zukunftschancen. Dabei hat die Berufslehre zahlreiche Vorteile: Sie bildet genau die Fachkräfte aus, die der Markt verlangt, in enger Zusammenarbeit von Staat und Wirtschaft."
Kein allgemeingültiges Rezept
Trotz der offensichtlichen Vorteile ist es jedoch nicht möglich, das Schweizer Bildungssystem einfach auf andere Länder zu übertragen. "Die Berufslehre hat in der Schweiz eine tiefe Verwurzelung, und das Vertrauen in das duale Modell ist stark", betont Würmli. Auch Markus Maurer, Professor für Berufspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Zürich, stellt fest, dass viele Berufsbildungsprogramme nicht den gewünschten Erfolg bringen. "In vielen Ländern sind Berufsabschlüsse auf dem Arbeitsmarkt wenig wert, während hochbezahlte Jobs oft nur über akademische Abschlüsse erreichbar sind," so Maurer.
Anpassung an lokale Gegebenheiten
Helvetas ist sich dieser Herausforderungen bewusst und versucht, spezifische Elemente der Schweizer Berufsausbildung zu adaptieren. Ein Beispiel dafür ist Mosambik, wo im Rahmen eines Helvetas-Projekts die Lehre nur sechs Monate dauert. Pinto Mussane, Projektverantwortlicher bei Helvetas, erklärt: "Viele junge Menschen, insbesondere Frauen in ländlichen Regionen, können sich längere Ausbildungszeiten nicht leisten." Zudem sei es notwendig, grundlegende Lese- und Schreibfähigkeiten zu vermitteln, da viele Jugendliche Schwierigkeiten damit haben.
Kirgistan: Der Kampf gegen Stigmatisierung
Ein weiteres Beispiel ist Kirgistan. Hier bieten einige Betriebe in der Gastro- und Textilbranche bereits Kurzausbildungen nach Schweizer Vorbild an, wie Altynai Moldoeva, Projektverantwortliche bei Helvetas, berichtet. Zukünftig möchte man auch das Baugewerbe und die Landwirtschaft einbeziehen. Obwohl handwerkliche Berufe in Kirgistan höhere Löhne bieten, leiden sie oft unter einem ungerechtfertigten Stigma, das es zu überwinden gilt.
Fazit: Ein wegweisendes Modell?
Die Schweizer Berufslehre ist ohne Zweifel ein faszinierendes Modell. Ob sie jedoch als universelles Vorbild für andere Länder dienen kann, bleibt fraglich. Es erfordert sorgfältige Anpassungen und ein tiefes Verständnis der lokalen Gegebenheiten, um junge Menschen weltweit die Chancen zu bieten, die sie verdienen.