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Israel: Steht eine Bodenoffensive gegen die Hizbullah im Libanon bevor?

2024-09-27

Seit mehreren Tagen führt die israelische Luftwaffe massive Bombardements im südlichen Libanon und im Bekaa-Tal durch. Laut Berichten der israelischen Armee wurden allein in den ersten drei Tagen der Operation „Nördliche Pfeile“ bis zu 2000 Stellungen und Munitionslager der Hizbullah angegriffen. Zwar wehrt sich die schiitische Miliz mit Raketenangriffen, doch eine substanzielle Gegenreaktion scheint zurzeit nicht möglich.

Israel verfolgt das Ziel, die Rückkehr der Bewohner Nordisraels, die in den letzten Monaten aufgrund des anhaltenden Beschusses durch die Hizbullah evakuiert wurden, zu ermöglichen.

Um dies zu erreichen, plant die israelische Armeeführung offenbar eine Bodenoffensive im Südlibanon. Armeechef Herzl Halevi bestätigte während eines Besuchs bei den Truppen, dass Vorbereitungen für ein Manöver und einen möglichen Einmarsch in feindliches Gebiet im Gange seien. General Uri Gordin, zuständig für die Nordfront, spricht sich ebenfalls für die Schaffung einer Pufferzone aus.

Bereits ist die 98. Fallschirmjäger-Division vom Gazastreifen nach Nordisrael verlegt worden, und zwei Reserve-Brigaden wurden ebenfalls mobilisiert.

Ob Israel jedoch tatsächlich zu einer Bodenoffensive übergeht, bleibt unklar. Gleichwohl schafft die Aussicht auf ein solches Manöver zusätzlichen Druck auf Hizbullah-Chef Hassan Nasrallah.

Experten äußern jedoch Bedenken bezüglich der Effektivität einer Bodenoffensive. Danny Citrinowicz, Sicherheitsexperte des INSS, warnt: „Eine Bodenoffensive könnte zwar operativ sinnvoll sein, doch strategisch besteht die Gefahr einer regionalen Eskalation mit iranischer Beteiligung.“ Diese Einschätzung legt nahe, dass die Kosten einer Offensive in Südlibanon für Israel enorm hoch sein könnten, da die Hizbullah über gut ausgebildete Kämpfer und moderne Waffen verfügt, die auf eine lange Auseinandersetzung vorbereitet sind.

Aktuell steht eine Bodenoffensive jedoch nicht unmittelbar bevor; genügend mobilisierte Reservekräfte scheinen dafür nicht vorhanden zu sein.

Zudem müsste die Entscheidung für einen solchen Schritt von der Regierung und nicht von der Armee getroffen werden. Die Regierung steht unter dem Druck mehrerer westlicher Staaten, die eine diplomatische Lösung bevorzugen und einen sofortigen 21-tägigen Waffenstillstand fordern, um Verhandlungen zwischen Israel und dem Libanon zu ermöglichen.

Die Gerüchte über eine mögliche Waffenruhe haben in Israel für Empörung gesorgt. Mehrere Politiker, darunter der rechtsextreme Minister für nationale Sicherheit Itamar Ben-Gvir, drohen mit einem Koalitionsbruch, sollte eine Waffenruhe beschlossen werden.

Auch innerhalb von Netanyahus Partei gibt es Kritik an der Idee eines Waffenstillstands, mit der Argumentation, dass dies nicht den gewünschten Frieden bringen würde.

Zwar sind einige wird berichten von schnell bevorstehenden Einigungen aufgekommen, jedoch wurden diese schnell von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und Außenminister Israel Katz als unrealistisch zurückgewiesen.

Sicherheitsexperte Citrinowicz hebt hervor, dass eine politische Lösung unvermeidlich bleibt. Die aktuelle Auseinandersetzung zeigt, dass die israelische Armee nicht in der Lage ist, die Hizbullah oder Hamas vollständig zu beseitigen. „Wir müssen uns auf eine langwierige Auseinandersetzung gefasst machen.

Ohne eine Lösung im Gazastreifen werden wir auch im Norden keinen Frieden finden“, so Citrinowicz. Die Situation ist angespannt und die Aussicht auf eine Eskalation des Konflikts bleibt bestehen.