„Ich hoffe sehr, dass es Leben ein zweites Mal im Sonnensystem gibt“
2025-01-15
Autor: Gabriel
Lisa Kaltenegger ist eine brillante Astronomin und Astrophysikerin an der Cornell University im US-Bundesstaat New York, die Exoplaneten erforscht und nach Anzeichen von Leben im Universum sucht. In einem exklusiven Interview spricht sie über die Fortschritte ihrer Arbeit und die enormen Möglichkeiten, die uns das James-Webb-Weltraumteleskop bietet.
Kaltenegger hat das Carl-Sagan-Institut gegründet, um interdisziplinäre Forschungsansätze zu fördern, die Biologie, Geologie und Ingenieurwesen umfassen. „Wir versuchen, die Bedingungen, unter denen Leben existieren kann, auf fernen Planeten zu verstehen“, erklärt sie. Dabei züchtet sie verschiedenfarbige Mikroorganismen, um die vielfältigen Ausdrucksformen von Leben zu erforschen.
Aktuelle Forschungen zeigen, dass es in unserer Galaxie etwa 200 Milliarden Sterne und somit potenziell Milliarden von erdähnlichen Planeten gibt. „Wenn einer von fünf Sternen von einem Planeten in der richtigen Entfernung umkreist wird, dies könnte der Schlüssel zur Entdeckung einer zweiten Erde sein“, gibt Kaltenegger zu bedenken.
In ihrem Labor erstellt sie Klimamodelle von Exoplaneten, die Unterschiede in der Sonneneinstrahlung und der atmosphärischen Bedingungen berücksichtigen. „Das ermöglicht uns, herauszufinden, ob flüssiges Wasser auf der Oberfläche solcher Planeten existieren könnte. Flüssiges Wasser ist ein wichtiger Indikator für Leben“, so die Wissenschaftlerin.
Ein besonderes Augenmerk haben ihre Forschungen auf die „Lichtfingerabdrücke“ gerichtet, die von unterschiedlichen Planeten erzeugt werden. Diese ermöglichen es den Forschern, spezifische chemische Zusammensetzungen in Atmosphären zu identifizieren, die auf biologische Prozesse hinweisen könnten. Der Schlüssel zur Entdeckung von Leben sei der Nachweis einer Kombination von Gasen wie Sauerstoff und Methan, die in der Atmosphäre nur in Verbindung mit Leben vorkommen.
Die Entwicklungen des James-Webb-Weltraumteleskops eröffnen völlig neue Möglichkeiten. „Mit dieser Technologie können wir nun die Atmosphären kleinerer felsiger Exoplaneten untersuchen, was vorher nicht möglich war“, erklärt Kaltenegger begeistert.
Ein weiterer faszinierender Aspekt ihrer Arbeit ist die Rückschau auf die Entwicklung der Erde. Kaltenegger und ihr Team suchen nach jüngeren oder anderen erdähnlichen Planeten, um zu verstehen, wie sich das Leben in verschiedenen Umgebungen entwickelt hat und was es uns über unser eigenes Zuhause verraten kann.
Ein weiterer interessanter Punkt ist, dass die Erkenntnisse über unser Sonnensystem uns helfen, Exoplaneten besser zu verstehen. Kaltenegger erwähnt, dass wir viel über die Venus und den Mars wissen, was uns während der Suche nach Leben in anderen Systemen wertvolle Hinweise liefern kann. „Wir können viel aus den extremen Bedingungen auf diesen Planeten lernen und diese Erkenntnisse in unsere Forschungen einfließen lassen“, so die Forscherin.
Das Carl-Sagan-Institut hat es sich zur Aufgabe gemacht, Grenzen zwischen Wissenschaftsdisziplinen zu überwinden. „Die Suche nach Leben im Universum ist nicht nur eine Frage der Astronomie, sondern erfordert auch Kenntnisse über Biologie und Geologie“, schließt Kaltenegger.
Lisa Kaltenegger ist optimistisch, dass der Schlüssel zur Entdeckung weiteren Lebens im Universum in der Kombination verschiedener wissenschaftlicher Ansätze und Technologien liegt. Derzeit wartet sie auf die nächsten Schritte – sowohl in der Forschung zu Exoplaneten als auch innerhalb unseres Sonnensystems. Die Wissenschaftler stehen an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter des Verständnisses über das Leben im Universum.