Gesundheit

Gießener lebt seit 55 Jahren mit Diabetes Typ I – Ein Leben voller Herausforderungen und Hoffnung

2024-11-16

Autor: Laura

Gießen – Wilfried Braun ist ein lebendiges Beispiel für Stärke und Durchhaltevermögen.

Seit 55 Jahren lebt der 72-Jährige mit Diabetes Typ I, einer Krankheit, die nicht nur seinen Alltag prägt, sondern die auch seine Lebensgeschichte eindrucksvoll begleitet. Um seine Erfahrungen zu teilen, hat er einige persönliche Gegenstände auf einen Tisch gelegt, darunter eine Metallspritze und eine silberne Lanzette, mit denen er sich jahrelang in den Finger gestochen hat.

Wie funktioniert Diabetes?

Diabetes Typ I, auch als Insulinabhängiger Diabetes bekannt, trifft in der Regel jüngere Menschen, aber die Diagnose kann jeden treffen. Laut dem Diabetesinformationsportal diabinfo.de sind in Deutschland gerade einmal 0,4 % der Bevölkerung davon betroffen, was es zu einer der selteneren Erkrankungen macht. Das macht die Herausforderungen, die mit dieser Krankheit einhergehen, umso gewichtiger.

Die Diagnose

Wilfried Braun war 17 Jahre alt, als bei ihm die ersten Symptome auftraten – ein stark ausgeprägter Durst und eine ständige Müdigkeit, die ihn quälten. Seine Mutter, die um die Gefahren einer Diabeteserkrankung wusste – sie hatte ihren eigenen Mann an die Komplikationen der Krankheit verloren – brachte ihn umgehend ins Uniklinikum Gießen. Dort stellte sich heraus: Er hat Diabetes.

Entwicklung der Krankheit

Diabetes wird durch die Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse verursacht. Bei Typ-1-Diabetes greift das Immunsystem diese Zellen an, sodass Insulin nicht mehr in ausreichendem Maße produziert wird. Das hat fatale Folgen; der Blutzuckerspiegel steigt an und kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen. Besonders gravierend sind die möglichen Folgeschäden an Augen, Nieren und Herz.

Ursachen und Herausforderungen

Obwohl die genauen Ursachen von Typ-1-Diabetes noch nicht vollständig geklärt sind, steht fest, dass Umweltfaktoren, wie Virusinfektionen, eine Rolle spielen könnten, wobei genetische Veranlagungen nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Leben mit Diabetes

Braun musste sich in seiner Jugend oft selbst mit dem Blutzucker messen und auch während seines Sportstudiums war die Krankheit ständig präsent. „Ich war oft am schwitzen und zitterte, konnte nicht richtig sehen“, erinnert er sich an die Herausforderungen, die er bewältigen musste. Regelmäßig wurde ihm im Training Traubenzucker gereicht, um den Blutzucker schnell zu stabilisieren.

Wendepunkt im Leben

Ein Wendepunkt in seinem Leben kam nach etwa zehn Jahren, als sein Körper auf das früh verwendete tierische Insulin nicht mehr ansprach. Nach einem Wechsel zu gentechnisch hergestelltem Humaninsulin konnte er seine Dosen reduzieren. Doch einige Folgeschäden blieben nicht aus: Er erblindete fast vollständig aufgrund einer diabetischen Retinopathie und unterzog sich neun Augenoperationen.

Neuanfang

Sein gesundes Leben bekam einen weiteren Rückschlag, als auch seine Nieren versagten. Dank der hingebungsvollen Entscheidung seiner Frau, ihm eine ihrer Nieren zu spenden, konnte er jedoch ein neues Leben beginnen. 'Ich bin unendlich dankbar', sagt er mit feuchten Augen.

Ein erfülltes Leben trotz Diabetes

Trotz aller Widrigkeiten hat der Diabetes Braun nicht unterkriegen können. Mit einer neuen Familie, drei Kindern und einem positiven Lebensansatz zeigt er, dass man auch mit einer chronischen Krankheit ein erfülltes Leben führen kann. Er ist sportlich aktiv, spielt Tennis und besucht regelmäßig das Fitnessstudio, um fit zu bleiben. Braun hat auch ein Talent dafür, Denksportaufgaben zu kreieren, die er veröffentlicht.

Ein Blick in die Zukunft

„Ich hätte nie gedacht, dass ich so alt werden würde“, sagt Braun, der optimistisch in die Zukunft blickt. „Das ist ein Wunder.” Seine Geschichte ist nicht nur ein Aufruf zur Sensibilisierung für Diabetes Typ I, sondern auch eine Inspiration für alle, die mit chronischen Erkrankungen kämpfen. Hier wird deutlich, dass Hoffnung und Entschlossenheit selbst die größten Herausforderungen überwinden können.