Frühzeitliche Innovation: Wurde das Rad Tausende Jahre früher erfunden als gedacht?
2024-11-14
Autor: Sofia
Es hat den menschlichen Transport, die Energiegewinnung, den Maschinenbau und vieles mehr revolutioniert: das Rad. Lange glaubten Forscher, dass die ersten Räder vor etwa 6000 Jahren erfunden wurden. Doch neue Erkenntnisse der beiden Forscherinnen Talia Yashuv und Leore Grosman von der Hebräischen Universität Jerusalem in Israel könnten diese Annahme nun grundlegend ändern.
Laut ihren Forschungen könnte es bereits vor 12.000 Jahren, während der Jungsteinzeit, eine radähnliche Technologie gegeben haben. Dies wird durch das Alter von durchlöcherter Kieselsteine unterstützt, die Yashuv und Grosman an der Ausgrabungsstätte Nahal Ein Gev II im Norden Israels entdeckten. Diese Entdeckung stellt einen bedeutenden Hinweis dar, dass die Menschheit bereits während der Übergangszeit zu einer landwirtschaftlichen Lebensweise vor den Wagenrädern der Bronzezeit mit rotierenden Objekten experimentierte.
Die untersuchten Steine könnten als Spindelwirtel verwendet worden sein – eine Behauptung, die die Fachleute im renommierten Fachmagazin »Plos One« dokumentieren. Diese runden Objekte mit einem Loch in der Mitte dienten als Schwungmasse für Handspindeln und könnten aus verschiedenen Materialien wie Holz, Stein, Ton oder Elfenbein gefertigt worden sein. Sie repräsentieren einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung von Rotationswerkzeugen, die letztendlich auch zur Erfindung des Rades führten.
Die Forscherinnen kamen zu dem Schluss, dass die perforierten Kiesel am besten geeignet sind, um als Spinnwirtel zu fungieren, nachdem sie alle funktionalen Parameter wie das zentrale Loch, die Größe, das Gewicht und die Form der Steine berücksichtigt hatten. Ihre Hypothese wurde durch Machbarkeitstests untermauert, die zeigten, dass die Steine tatsächlich zum Spinnen von Fasern verwendet werden könnten.
Yashuv und Grosman argumentieren, dass die von ihnen untersuchten Spindelwirtel frühe Belege für die Einführung des Spinnens mit einer Spindel und Wirtel darstellen. Die Entdeckung dieser donutförmigen Kiesel könnte somit entscheidend zur Entwicklung späterer Rotations-technologien beigetragen haben, zu denen auch die Töpferscheibe und das Wagenrad gehören.
Eine solche Entdeckung stellt nicht nur die bestehende Chronologie der Radentwicklung in Frage, sondern könnte auch ein neues Licht auf die kognitiven und handwerklichen Fähigkeiten der Menschen in der Jungsteinzeit werfen. Die Fähigkeit, solche Werkzeuge herzustellen und zu nutzen, zeigt ein hohes Maß an technischem Verständnis und könnte weitreichende Auswirkungen auf die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung dieser Zeit gehabt haben. Die Frage bleibt also: Was könnte uns diese neue Perspektive auf die Vergangenheit über zukünftige technologische Innovationen lehren?