
Französische Universitäten werben um enttäuschte US-Forscher
2025-04-04
Autor: Lukas
In den USA tobt ein Kulturkampf, initiiert von der Regierung unter Donald Trump. Viele amerikanische Forscher fühlen sich dadurch gezwungen, ihre Heimat zu verlassen, aus Angst vor Repressalien und Zensur. Französische Universitäten reagieren und bieten diesen Wissenschaftlern "wissenschaftliches Asyl".
Besonders die Universität Aix-Marseille unter der Leitung von Präsident Eric Berton kämpft aktiv gegen diese negative Entwicklung. Berton hat kräftige Mittel aus den Exzellenz-Fonds seiner Universität umgeleitet, sodass rund 15 Millionen Euro für ein Unterstützungsprogramm für verfolgte amerikanische Wissenschaftler zur Verfügung stehen. "Wir bieten wissenschaftliches Asyl an", erklärt er. "Es ist kein angenehmes Unterfangen, aber wir müssen diesen Menschen helfen."
Die Universität plant, zwischen 15 und 20 Forscher aus den USA einzustellen, mit einer unterstützenden Summe von etwa 800.000 Euro pro Kopf. Diese Mittel sind für Gehälter, Forschungsausstattung und Studienplätze vorgesehen. Trotz der Tatsache, dass die Gehälter an französischen Universitäten im internationalen Vergleich oft als unattraktiv gelten, hat Aix-Marseille bereits mehr als 160 Bewerbungen erhalten. Der Auswahlprozess läuft aktuell.
Die Hauptkriterien sind, ob das Forschungsgebiet mit den vorhandenen Instituten und Laboren der Universität übereinstimmt und ob die Bewerber tatsächlich in einer existenzbedrohlichen Situation sind. Die ersten Wissenschaftler sollen bereits im Mai nach Frankreich ziehen.
Die Situation in den USA ist alarmierend. Eine Forscherin, die anonym bleiben möchte, berichtet im Radio über die "totale Unsicherheit und Angst" unter den Wissenschaftlern. "Die Trump-Direktiven haben eine äußerst belastende Atmosphäre geschaffen. Es gibt keine Informationen über unsere zukünftige Finanzierung, auch wenn wir derzeit noch Mittel erhalten."
Der Druck auf Forscher nimmt zu. Begriffe wie Klima, Gender oder Gleichheit dürfen in wissenschaftlichen Arbeiten nicht mehr verwendet werden. Berton berichtet von zahlreichen Bewerbungen aus Fachbereichen wie Genderforschung, Geschichte und sogar Astrophysik, mit Anfragen, die vorsichtig und anonymisiert über sichere Messenger-Dienste eingereicht werden.
Auch die Universität Toulouse hat ein ähnliches Programm mit einem Budget von sechs Millionen Euro ins Leben gerufen. Der französische Forschungsminister Philippe Batiste ermutigt die Universitäten, amerikanischen Forschern ein neues Zuhause zu bieten, da die Entwicklungen in den USA auch bedeutende Konsequenzen für die Forschung im restlichen Europa haben. "Das, was dort passiert, beeinflusst den Zugang zu großen Datenbanken und somit auch unsere Forschungsarbeit."
Dennoch gibt es Bedenken hinsichtlich der finanziellen Belastungen, die durch die Aufnahme amerikanischer Kollegen entstehen könnten, gerade in einem Land, in dem viele Forschungseinrichtungen unterfinanziert sind. Berton kennt die Herausforderungen, glaubt jedoch, dass dieser historische Moment für internationale Perspektiven und Solidarität in der Wissenschaft genutzt werden muss. Er fordert alle europäischen Universitäten auf, dem Beispiel von Aix-Marseille zu folgen und ebenfalls Unterstützung anzubieten.
Die Anfragen aus den USA übersteigen bereits die Kapazitäten seiner Universität; Berton würde gerne einige dieser Bewerbungen an andere Institutionen weiterleiten, um möglichst vielen in Not befindlichen Wissenschaftlern zu helfen. Es bleibt abzuwarten, ob mehr Länder ähnliche Programme implementieren werden und ob es dadurch zu einer Welle des internationalen Wissenschaftsaustausches kommt.