
Forschungsbooster: Wie Corona die Wissenschaft revolutionierte
2025-03-11
Autor: Lukas
Die COVID-19-Pandemie, die 2020 ausgerufen wurde, hat einen nie dagewesenen Boom in der Forschung ausgelöst. Neben der medizinischen Forschung, die sich intensiv mit Impfstoffen und Therapien beschäftigte, wurden auch andere Disziplinen, wie Sozialwissenschaften und Ingenieurswissenschaften, ins Rampenlicht gerückt.
Insbesondere das Institut für Therapie und Gesundheitsforschung in Kiel hat während der Pandemie neue Fragestellungen untersucht. Es wurde analysiert, wie sich der Konsum von Alkohol, Zigaretten und Cannabis bei Jugendlichen verändert hat. Dabei haben die Forscher mehr als 18.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter zwischen 14 und 21 Jahren über soziale Medien befragt.
Die Ergebnisse waren alarmierend: 85 Prozent der Befragten gaben an, mehr Zeit mit digitalen Medien zu verbringen als vor der Pandemie. Gleichzeitig stieg der Konsum von Drogen, eine Entwicklung, die Fachleute besorgt beobachteten. Die Co-Autorin der Studie, Julia Hansen, betonte die Notwendigkeit, insbesondere psychisch belastete Jugendliche in diesen herausfordernden Zeiten besser zu unterstützen. Sie schlug vor, ein Webportal einzurichten, das wichtige Informationen, Beratungsstellen und spezifische Angebote, wie Webinare und Expertenvideos, bereitstellt.
Doch nicht nur die Sozialforschung erlebte Fortschritte. Auch im Bereich der Infektionsüberwachung gab es bahnbrechende Entwicklungen. Zu Beginn der Pandemie wurden Gentests eingesetzt, um Corona-Infektionen nachzuweisen. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat jedoch ein revolutionäres Verfahren entwickelt: das genetische Abwassermonitoring. Hierbei wird Abwasser vor der Kläranlage gesammelt und auf DNA von Viren getestet, was eine kosteneffiziente und weniger invasive Methode zur Überwachung der Infektionsdynamik darstellt. Dieses Verfahren wird heute auch für andere Atemwegserkrankungen wie RSV und Grippe genutzt und könnte in Zukunft eine Schlüsselrolle in der Epidemiologie spielen.
Ein weiterer bedeutender Fortschritt kam in der medizinischen Forschung zustande. Carmen Scheibenbogen, Professorin für Immunologie an der Berliner Charité, profitiert von den Entwicklungen rund um COVID-19 in ihrer Forschung zu Myalgischer Enzephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome (ME/CFS). Diese neuroimmunologische Erkrankung, die oft nach schweren Infektionen auftritt, erhielt durch die Vielzahl an Post-COVID-Fällen neue Aufmerksamkeit. Über 150 Millionen Euro wurden in die Versorgungsforschung für ME/CFS-Patienten investiert, wodurch entscheidende Einblicke in die Krankheitsmechanismen gewonnen werden konnten.
Die Pandemie hat nicht nur unsere Gesundheitsstruktur, sondern auch die gesamte Forschungslandschaft transformiert. Indem sie neue Fragen und Herausforderungen aufwarf, hat sie einen ganzheitlichen Ansatz in der Forschung gefördert, der sowohl physische als auch psychische Gesundheit in den Fokus rückt. Damit hat COVID-19 nicht nur das Bewusstsein für bestimmte Krankheiten geschärft, sondern auch die Weichen für zukunftsorientierte Forschung gestellt.