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Family Offices: Verborgene Organisationen für die Superreichen

2025-01-19

Autor: Louis

In der geheimnisvollen Welt der Family Offices gibt es ein berühmtes Sprichwort: «Lebe glücklich, lebe verborgen.» Besonders das Letztere beschreibt die Branche und ihre Klientel ganz treffend. Informationen dringen selten nach außen. Doch dem Westschweizer Fernsehen RTS gelang ein gewisser Einblick.

Jährlich versammeln sich im angesehenen Hotel Dolder Grand in Zürich Vertreter der Branche zum «Family Office Forum». „Hier treffen sich Fachleute, die für reiche Familien arbeiten, darunter Banker, Investmentfonds-Mitarbeiter und Dienstleister, die eine Vielzahl spezialisierter Services anbieten, wie die Verwaltung von Reisepässen“, erklärt Gilles Erulin, der ein Family Office leitet.

Die Vorteile von Diskretion

„Diese Familien sind kaum auf sozialen Medien oder im Internet zu finden, besonders wenn sie Kinder haben. Ihre Privatsphäre ist ihnen extrem wichtig“, sagt Katja Mülheim, Mitgründerin von Prestel & Partner, die das Forum seit 15 Jahren organisiert. Es findet nicht nur in der Schweiz, sondern auch in internationalen Metropolen wie Singapur und Dubai statt. Weltweit ist das Forum in zehn wohlhabenden Ländern präsent.

„Jede unserer Veranstaltungen zieht über 100 Family Offices an. Mehr Teilnehmer wünschen wir uns nicht, da uns der persönliche Austausch innerhalb des Netzwerks wichtig ist. Es mag trivial erscheinen, doch hier finden die Menschen tatsächlich Freunde“, fügt Mülheim hinzu.

Freundschaften schließen und Geschäfte anbahnen: Dies ist das Hauptmotto dieser Zusammenkünfte. In den letzten Jahren verzeichnete die Branche ein explosionsartiges Wachstum mit einer steigenden Zahl reicher Familien. Davon profitiert unter anderem Capitalium, ein Multi-Family-Office mit Sitz in Genf, das der RTS-Sendung «basik» Einblicke gewährt.

Von Kunstgalerien bis hin zu Pferderennställen

Bei Capitalium kümmern sich vier Mitarbeiter um das Vermögen von etwa dreißig Familien, das zusammen eine Milliarde Franken beträgt. „Wir können ab einem Vermögen von 15 bis 20 Millionen Franken eine angemessene Betreuung anbieten“, erklärt Alain Zell, Mitgründer von Capitalium. Die Klienten sind überwiegend Unternehmerfamilien, die maßgeschneiderte Lösungen für ihre finanziellen Bedürfnisse suchen.

„Wir ziehen Fachleute wie Anwälte und Steuerexperten hinzu, sowohl national als auch international, um den bestmöglichen Service zu gewährleisten“, sagt Zell. Das Unternehmen unterstützt seine Kunden bei der Umsetzung unterschiedlichster Projekte, sei es beim Aufbau einer Kunstgalerie oder dem Erwerb eines Rennstalls.

Multi- und Single Family Offices im Vergleich

Es gibt zwei Haupttypen von Family Offices: Multi-Family-Offices, die Vermögen mehrerer Familien verwalten, und Single-Family-Offices, bei denen eine einzelne Familie ihr Vermögen selbst verwaltet. Die Multi-Family-Offices unterliegen strengen Regulierungen durch die Finanzmarktaufsicht Finma. Im Gegensatz dazu gibt es in der Schweiz zwischen 250 und 300 Single-Family-Offices, die zusammen etwa 600 Milliarden Franken verwalten – ein enormer Einflussfaktor in der Schweizer Wirtschaft. Erstaunlicherweise fließt ein Drittel ihrer Investitionen in der Schweiz, doch die genauen Standorte und Details ihrer Aktivitäten bleiben ein wohlgehütetes Geheimnis.