Wissenschaft

Eltern und ihre unbewusste Vorliebe für Töchter: Überraschende Ergebnisse aus der Geschwisterforschung

2025-01-17

Autor: Lukas

Bevorzugen Eltern tatsächlich eines ihrer Kinder? Für viele mag es wie eine fesselnde Diskussion erscheinen, doch nun haben zwei Forscher eine neue Studie veröffentlicht, die zeigt, dass es häufig die Töchter sind. Interessanterweise bemerken die betroffenen Kinder oft nichts davon.

Die Studie, die im renommierten Fachjournal "Psychological Bulletin" veröffentlicht wurde, basiert auf einer gründlichen Analyse von 30 Untersuchungen und mehreren Datenbanken. Insgesamt nahmen fast 20.000 Menschen, vorwiegend aus den USA und Westeuropa, an der Forschung teil.

Hauptautor Alexander Jensen von der Brigham Young Universität in Utah erläutert, dass bereits seit Jahrzehnten bekannt ist, dass eine ungleiche Behandlung durch die Eltern tiefgreifende und anhaltende Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder haben kann. Diese neuere Studie hilft, das Verständnis dafür zu vertiefen, welche Kinder tendenziell bevorzugt werden und welche Folgen dies mit sich bringen kann – sowohl positive als auch negative.

Laut der Forschung haben Kinder, die in ihrer Kindheit von ihren Eltern begünstigt wurden, tendenziell eine stabilere psychische Gesundheit, erfolgreichere berufliche Laufbahnen und langlebigere Beziehungen. Auf der anderen Seite haben benachteiligte Kinder häufig mit Herausforderungen wie schlechterem Verhalten und psychischen Problemen zu kämpfen.

Die Studie ergab, dass Eltern überwiegend ihre Töchter bevorzugen, und dies gilt ebenso für Väter wie für Mütter. Interessanterweise berichten die Kinder selbst nicht von Vorzugsbehandlungen, was darauf hindeutet, dass jüngere Töchter und ihre Brüder sich oft der Unterschiede nicht bewusst sind.

Eine tiefere Analyse der Erziehung zeigt, dass es seit 1990 keine signifikanten geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Erziehung gibt. Eltern scheinen jedoch die Autonomie von Töchtern häufiger zu unterstützen als die von Söhnen. Darüber hinaus stellte das Forscherteam fest, dass gewissenhafte und verantwortungsvolle Kinder eher bevorzugt werden. Diese Kinder erzeugen weniger Konflikte im familiären Umfeld und profitieren dadurch von mehr Aufmerksamkeit und liebevoller Unterstützung.

Der Soziologe Martin Diewald von der Universität Bielefeld bewertet die Studie als "exzellent durchgeführt" und hebt hervor, dass hier nicht einfach Geschwister aus verschiedenen Familien verglichen werden, sondern tatsächliche Geschwister untereinander. Diewald verweist darauf, dass Eltern oft unbewusst Unterschiede in der Zuneigung entwickeln. Umgängliche Kinder werden häufig bevorzugt, da dies das Leben für die Eltern einfacher macht.

Das bedeutet jedoch nicht, dass Eltern weniger Liebe für andere Kinder empfinden, so Diewald. Er führt an, dass Eltern möglicherweise ein schüchterneres oder weniger talentiertes Kind besonders fördern, um sicherzustellen, dass es gleiche Lebenschancen erhält. Es ist entscheidend, dass die Geschwister diese politischen Unterstützungsmaßnahmen nicht als Benachteiligung wahrnehmen. Die Wahrnehmung einer Rücksetzung könnte jedoch tiefgehende Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl eines Kindes haben, was sich möglicherweise auch in späteren Beziehungen zeigt.

Diewald betont auch, dass Kinder sich bewusst sein sollten, dass Ungleichheiten oft unbewusst entstehen. "Empfundene Kränkungen sind häufig nicht beabsichtigt", erklärt er. Eltern sollten sich bemühen, transparent mit ihren Kindern zu kommunizieren, um Missverständnisse und das Gefühl von Benachteiligung zu vermeiden. Jensen fügt hinzu: "Es ist unerlässlich, sicherzustellen, dass alle Kinder sich geliebt und unterstützt fühlen, um langfristige psychologische Auswirkungen zu verhindern." Diese Erkenntnisse könnten auch dazu beitragen, eine transparentere und ausgewogenere Erziehungsweise zu fördern.