Bad Orb: Warum das Städtchen mit einer groß angelegten Kampagne gegen acht Windräder kämpft
2025-01-22
Autor: Sofia
Bad Orb, ein charmantes Kurstädtchen im Spessart mit etwa 10.000 Einwohnern, kämpft verzweifelt gegen den Verlust seines Erbes als Gesundheits- und Wellnessdestination. Vor Jahren zeigten sich hier die ersten Anzeichen eines Rückgangs, und die ortsansässige Rockband Rodgau Monotones spottete bereits in den 90er Jahren, dass in Bad Orb »die Gürtelrose blüht« und »die Rheumadecke glüht«. Diese Klischees wollen die Bewohner nun hinter sich lassen und Bad Orb neu positionieren.
Die Stadt hat ehrgeizige Pläne, um wieder an Glanz zu gewinnen: Ein neues Badehaus und ein sportmedizinisches Physio- und Diagnostikzentrum sind in der Pipeline, um den Status als Kurstadt langfristig zu sichern und Bad Orb als Standort für Leistungssport attraktiv zu machen. Doch diese positiven Entwicklungen stehen auf der Kippe.
Das internationale Windkraftunternehmen Ørsted hat Pläne angekündigt, am Rand von Bad Orb einen Windpark mit insgesamt acht Windrädern zu errichten. Diese sollen sich in einer Entfernung von mehr als drei Kilometern zur Stadt auf dem Horstberg befinden. Trotz der offiziellen Genehmigungen für den Windpark gibt es einen gewaltigen Widerstand in der Bevölkerung. Tausende Menschen haben eine Petition unterschrieben, und eine breit angelegte Medienkampagne wirbt gegen die Windkraftpläne. Hierbei haben die Gemeinde, die Kurverwaltung und prominente Persönlichkeiten wie Mathias Beck, Präsident von Eintracht Frankfurt, eine zentrale Rolle übernommen.
In einem offenen Brief, der in dänischen und deutschen Zeitungen veröffentlicht wurde, äußern die Unterzeichner ihre Bedenken bezüglich der Auswirkungen auf das lokale Ökosystem und die zukünftige Entwicklung des Kurwaldes. Es wird argumentiert, dass der Wald als „unbezahlbare Ressource“ bei der Windpark-Errichtung gefährdet sei und dass die Lärmbelastung die Kurpläne erheblich beeinträchtigen könnte. Peter Tauber, ein ehemaliger CDU-Generalsekretär, der aus der nahegelegenen Stadt Gelnhausen stammt, macht auf die Gefahren für die Biodiversität und die Lebensqualität der Anwohner aufmerksam.
Die Bürger von Bad Orb fühlen sich übergangen und fordern, dass die lokale Bevölkerung in die Entscheidungsprozesse einbezogen wird. Besonders das Engagement von Mathias Beck erregte in der Region Aufsehen, da viele Eintracht-Fans seiner kontroversen Haltung skeptischer gegenüberstehen.
Die Bürgermeister von Bad Orb und die Kurgesellschaft zeigten sich entschlossen, die Interessen der Bürger zu vertreten und fordern von Ørsted, seine Pläne bis Ende März zu überdenken. Doch Ørsted bleibt hartnäckig und betont, dass die Pläne demokratisch legitimiert sind und in einem rechtsstaatlichen Verfahren entstandenen. Sie argumentieren, dass die Windkraftflächen rechtmäßig ausgewiesen wurden und dass die umliegenden Gemeinden insgesamt von bis zu sechs Millionen Euro Einnahmen durch den Windpark profitieren könnten.
Das Ziel von Ørsted ist es, die Natur und den Wald zu schonen, während sie gleichzeitig die wachsende Nachfrage nach erneuerbaren Energien bedienen. Das Regierungspräsidium in Darmstadt muss die Windkraftpläne noch genehmigen, was die Entscheidung über die Zukunft von Bad Orb weiter hinauszögern könnte.
In einer Zeit, in der viele Städte sich für nachhaltige Energiequellen öffnen, steht Bad Orb vor der Herausforderung, den Spagat zwischen wirtschaftlicher Notwendigkeit und dem Erhalt seiner Tradition als Kurstadt zu meistern. Kämpfen die Bürger für eine nachhaltige Zukunft oder stehen sie vor der Herausforderung, ihr Erbe zu bewahren? Die nächsten Schritte werden entscheidend sein.