Wissenschaft

Ein überraschendes kosmisches Rätsel: Neu entdeckte Radioquelle stellt unser Wissen auf den Kopf

2025-01-16

Autor: Simon

Wissenschaftler:innen sind auf eine faszinierende Radioquelle gestoßen, die die Grenzen unseres Verständnisses über Neutronensterne und Pulsare sprengt. Die Entdeckung zeigt ein pulsarähnliches Objekt, das unglaubliche sechseinhalb Stunden für eine vollständige Umdrehung benötigt – ein viel längerer Zeitraum als bei herkömmlichen Pulsaren, die normalerweise nur ein paar Sekunden brauchen. Die Studie wurde in der renommierten Zeitschrift Nature Astronomy veröffentlicht.

Was sind Pulsare? Ein tiefes astronomisches Verständnis

Pulsare entstehen nach der Explosion eines massereichen Sterns in einer Supernova. Zurück bleibt ein Neutronenstern, der in einem heißen Gasnebel schwebt. Durch den Verlust seiner Hülle behält der Überrest eine hohe Drehgeschwindigkeit bei, die durch die starke Kompression seines Magnetfeldes verursacht wird. Diese extreme Verkleinerung beschleunigt die Rotation des Sterns so sehr, dass er statt Tagen nur Sekunden für eine Umdrehung benötigt.

Pulsare sind oft als „kosmische Leuchttürme“ bekannt, da ihre Magnetpole starke Radiostrahlen aussenden. Wenn die Achsen der Rotation und des Magnetfeldes nicht übereinstimmen, können diese Strahlen auf der Erde in Intervallen beobachtet werden.

Rekord für langsame Pulsare gebrochen

In den letzten Jahren haben die Forscher:innen mehrere Objekte entdeckt, die sich zwar wie Pulsare verhalten, jedoch wesentlich längere Rotationszeiten aufweisen. Zuvor lag der Rekord für die langsamste Rotation bei etwa drei Stunden. Diese neuen Erkenntnisse, die durch das Australian Square Kilometre Array Pathfinder (ASKAP) gesammelt wurden, wurden im Dezember 2024 veröffentlicht.

Die neu entdeckte Quelle, ASKAP J183950.5−07 5635.0 genannt, wurde ebenfalls mit dem ASKAP-Teleskop in Australien beobachtet.

Das Mysterium: Eine Quelle, die es nicht geben sollte

Die Entdeckung von ASKAP J183950.5−07 5635.0 ist besonders rätselhaft. Nach den bisherigen Modellen dürfte ein Neutronenstern mit einer so langsamen Rotation keine Radiowellen aussenden können. Normalerweise wandeln diese Sterne ihre Rotationsenergie in Radiostrahlen um, aber nur bei hoher Drehgeschwindigkeit. Bei einer Rotationsgeschwindigkeit von weniger als einer Umdrehung pro Minute sind Radiopulse eigentlich unmöglich.

Könnte es sich um einen Magnetar handeln?

Wissenschaftler:innen stehen nun vor der Frage: Handelt es sich möglicherweise um einen Magnetar? Diese besonderen Pulsare haben extrem starke Magnetfelder und erzeugen Radiowellen auf andere Weise als gewöhnliche Pulsare. Allerdings pulsieren auch Magnetare normalerweise erheblich schneller. E 161348-5055, der bisherige Rekordhalter, der über sechs Stunden für eine Umdrehung benötigt, sendet zudem Röntgenstrahlen und keine Radiowellen.

Ein Weißer Zwerg? Ein neues Paradigma?

Eine weitere Hypothese ist, dass ASKAP J183950.5−07 5635.0 ein Weißer Zwerg sein könnte, der Überrest eines Sterns mit geringerer Masse. Diese Sterne haben in der Regel längere Rotationszeiten, doch es wurde bisher kein Weißer Zwerg gefunden, der Radiostrahlung emittiert. Das Rätsel um ASKAP J183950.5−07 5635.0 könnte deshalb der Schlüssel zu einem völlig neuen Verständnis der stellaren Evolution sein. Die Forscher:innen arbeiten weiterhin an der Aufklärung dieser geheimnisvollen Entdeckung, die möglicherweise unser gesamtes Wissen über das Universum in Frage stellt.