Drohnen-Debakel: VBS-Risikomanager bat vergeblich um Entlassung
2025-01-22
Autor: Mia
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Die Beschaffung von sechs hochmodernen Aufklärungsdrohnen aus Israel für rund 300 Millionen Franken bringt die Bundesbehörden an den Rand des Abgrunds. Experten schätzen, dass die Drohnen erst frühestens im Jahr 2029 voll einsatzfähig sein könnten. Dies zieht nicht nur massive Verzögerungen nach sich, sondern wirft auch Fragen zur Effizienz und Planung des Projekts auf.
Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) hat in einem aktuellen Bericht schwerwiegende Mängel im Bundesamt für Rüstungen (Armasuisse) aufgezeigt, insbesondere in Bezug auf die Planung und das Risikomanagement. Laut EFK ist es an der Zeit, die Probleme, die größtenteils hausgemacht sind, grundlegend zu überdenken.
Armasuisse hat die Vorwürfe zurückgewiesen, jedoch selbst zugegeben, dass "dringender Handlungsbedarf" besteht. Als Hauptverantwortliche für die Verzüge gelten die beiden Lieferanten Elbit Systems und Ruag, weniger die Covid-19-Pandemie oder der aktuelle Konflikt im Nahen Osten.
Schockierende Enthüllungen
Bereits im Jahr 2015 hatte der damalige Verteidigungsminister Ueli Maurer die Drohnen bei Elbit Systems bestellt. Seitdem gibt es immer wieder Schlagzeilen über neue Hürden und Schwierigkeiten. Fünf der bereits gelieferten Drohnen stehen aufgrund eines Zwischenfalls in Indien still. Anfang des Jahres kamen Bedenken auf, ob die Drohnen in der Luft autonom fliegen können, da der Ruag für die benötigte Technologie zuständig ist.
Das geplante "Detect and Avoid"-System, welches es den Drohnen ermöglichen soll, Hindernissen autonom auszuweichen, birgt laut EFK erhebliche technische Risiken. Problematiken in der Kommunikation zwischen dem Parlament und Armasuisse verschärfen die Situation weiter. Dabei hätte die Finanzlage des Projekts besser analysiert werden müssen, um die Risiken früher zu identifizieren und zu beheben.
Ein chaotisches Projektmanagement
Die EFK benennt spezifische Fehler im Projektmanagement, darunter die Unfähigkeit zur Führung der Lieferanten. Das Projekt, das als einfache Beschaffung von Drohnen angedacht war, entwickelte sich zu einem riesigen, risikobehafteten Vorhaben. Ein interner Mitarbeiter, der als Qualitäts- und Risikomanager (QRM) ernannt wurde, war offenbar nicht für diese Rolle geeignet und hatte mehrfach auf seine Defizite hingewiesen. An seinen Antrag auf einen Ersatz in kritischen Projektphasen wurde nicht reagiert.
Die Frage der politischen Verantwortung bleibt ebenfalls ungeklärt. Während Armasuisse gefordert wird, eine klare und zuverlässige Kommunikation mit dem Parlament zu gewährleisten, wird die EFK nicht müde zu betonen, dass die fehlende Transparenz in der Projektarbeit fatale Folgen hatten.
Was jetzt zu tun ist
Die EFK fordert eine umfassende Kosten-Nutzen-Analyse und eine grundlegende Neubewertung des Projekts. Wenn die Projektdauer bis 2026 weiterhin gelten kann, wird die Einsatzfähigkeit noch lange auf sich warten lassen - frühestens 2029, möglicherweise mit erheblich höheren Betriebskosten durch die Notwendigkeit von Begleitflugzeugen.
Die Gesamtkosten des aufregendsten Drohnenprojekts der Schweiz betragen mittlerweile fast 300 Millionen Franken, wobei bereits 288 Millionen Franken verplant sind. Dies wirft die Frage auf, wie viel mehr Geld die Schweiz bereit ist zu investieren.
Was denkt Armasuisse?
Obwohl Armasuisse die Einschätzungen der EFK in vielen Punkten bestreitet, erkennen sie dennoch den dringenden Handlungsbedarf an. Das Amt sieht im Bericht eine Chance, die potenziellen Einsatzmöglichkeiten und die Effizienz des Systems zu prüfen und anzupassen. Die Frage bleibt, ob die Schweiz aus dieser schwierigen Situation lernen kann und ob das ambitionierte Drohnenprojekt tatsächlich realisierbar ist.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass es sich hierbei nicht nur um technische Probleme handelt, sondern um ein Versagen auf mehreren Ebenen - bei der Planung, im Management und in der Kommunikation. Die Bevölkerung und die politischen Entscheidungsträger sind aufgefordert, sich an der Debatte über den Fortgang dieses kostspieligen Projekts zu beteiligen.