
Die verborgene Geschichte der Schweizer Agenten im Zweiten Weltkrieg
2025-09-03
Autor: Alina
Flüchtlinge als heimliche Spione
Im Schatten des Zweiten Weltkriegs verbargen sich in der Schweiz nicht nur Neutrale, sondern auch mutige Flüchtlinge, die zu Agenten wurden. Einer von ihnen war Paul Wollenberger, ein jüdischer Kaufmann, der 1939 mit seiner Familie aus Deutschland nach Liechtenstein floh. 1942 wurde er vom Schweizer Nachrichtendienst als Spion rekrutiert und übermittelte wertvolle Informationen über die nationalsozialistische Bewegung im Fürstentum.
Ein riskanter Auftrag
Die Mission war hochriskant. Als Wollenberger in Schwierigkeiten geriet, suchte er Zuflucht in der Schweiz, doch seine Flucht scheiterte: Statt Schutz fand er sich in einem Internierungslager wieder, während seine Familie in Liechtenstein zurückgelassen wurde. Hier zeigt sich die bittere Realität vieler Flüchtlinge, die in der Schweiz oft nur als nützliche Tools der Geheimdienste angesehen wurden.
Ein Heer aus Agenten und ihre Bedeutung
Laut dem Historiker Christian Rossé setzte der Schweizer Nachrichtendienst während des Krieges mehr als 2000 Flüchtlinge als Agenten ein. Ihr Wissen und ihre Kontakte waren für die Schweiz wertvoll: „Flüchtlinge waren oft gut informiert und hatten Netzwerke in ihren Heimatländern“, erklärt Rossé.
Politik der Neutralität oder Opportunismus?
Wollenbergers Schicksal wirft Fragen auf über die politischen Motive der Schweizer Neutralität. Historiker Rossé stellt fest, dass eine aktive Unterstützung von Agenten als Eingeständnis gewertet werden könnte, dass die Schweiz auf fremdem Boden operierte. Ein Balanceakt zwischen Neutralität und dem Drang, gegen das Nazi-Regime zu arbeiten.
Wilhelm Bruckner: Ein Held des Widerstands
Wilhelm Bruckner, ein weiterer außergewöhnlicher Flüchtling, trat 1944 in den Dienst des Schweizer Nachrichtendienstes ein. Er spionierte in Vorarlberg und Tirol und gründete die Widerstandsbewegung „Patria“, die für ein unabhängiges Österreich kämpfte und militärisch gegen die Besatzer vorging.
Die Komplexität der Schweizer Neutralität
Durch die Unterstützung der „Patria“ nahm die Schweiz eine klare Position ein. Historiker Gerald Steinacher bewertet dies als einen Bruch ihrer Neutralität: „Die Schweiz entschied sich, gegen Nazideutschland zu kämpfen.“ Nach dem Krieg schien es, als wolle die offizielle Schweiz diese Verbindungen vertuschen, aus Angst vor internationalem Unmut.
Tragische Konsequenzen
Die Geschichten dieser beiden Männer endeten tragisch. Bruckner wurde nach dem Krieg gewaltsam aus der Schweiz abgeschoben und erhielt ein Einreiseverbot, während Wollenberger erst Jahre später aus dem Internierungslager entlassen wurde. Sein Sohn, Werner Wollenberger, wurde ein renommierter Journalist, doch der Schatten des Krieges und der Internierung blieb über dem Leben seines Vaters.