Die Serie «Winter Palace»: Ein faszinierender Blick auf die Wurzeln des Schweizer Wintertourismus
2025-01-14
Autor: Nina
Die beeindruckende Serie «Winter Palace», produziert vom Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS) in Kooperation mit Netflix, nimmt uns mit auf eine Reise in die Anfänge des 20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stehen André Morel und seine Frau Rose, die im malerischen Wallis einen luxuriösen Palast eröffnen – der Ursprung des Wintertourismus in der Schweiz. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs war dieser Schlüsselsektor eine wesentliche Säule der Schweizer Wirtschaft.
Obwohl viele Charaktere und die Kulisse fiktiv sind, ist die Geschichte von «Winter Palace» meisterhaft auf historischer Grundlage aufgebaut. André Morels Figur basiert auf der Ikone César Ritz, einer legendären Persönlichkeit der Luxushotellerie, die als Pionier gilt. Ihre Praxiserfahrungen und Innovativität wurden als Leitfaden verwendet, um die exklusive Atmosphäre jener Zeit realistisch darzustellen.
Ein besonders spannendes Element der Geschichte ist Rose, die als starke Geschäftsfrau auftritt. Die Recherchen zeigen, dass tatsächlich viele Frauen im frühen 20. Jahrhundert gezwungen waren, Hotelbetriebe zu leiten. Dies war oft das Ergebnis von wirtschaftlichen Notlagen oder dem Tod von Ehemännern, was das Bild von Frauen in der Hotellerie jener Zeit in einem neuen Licht erscheinen lässt.
Um die Authentizität der Erzählung sicherzustellen, engagierte die Produktion die Historikerin Evelyne Lüthi-Graf. Sie hebt hervor, dass die Serie in 95 Prozent der dargestellten Realität fundiert ist, und viele erzählte Anekdoten, wie etwa das Angebot eines kostenlosen Aufenthalts bei Unzufriedenheit, tatsächlich, in ähnlicher Form, stattfanden.
Dank der Überlieferung von Hotelarchiven hat das Produktionsteam Zugriff auf über 10.000 historische Bilder, die für die Kulissen inspirierend waren. Obwohl einige Darstellungen, wie die prunkvollen Eingänge mit ausgestopften Tieren, übertrieben erscheinen mögen, sind sie laut Lüthi-Graf plausibel und authentisch.
Die Dreharbeiten fanden überwiegend im landschaftlich reizvollen Binntal VS statt und das fiktive Hotel repräsentiert eine kreative Fusion mehrerer real existierender Hotels, darunter das Hotel Righi in Glion und das Caux Palace bei Montreux. Ebenso wurde die digitale Fassade authentisch gestaltet, inspiriert von dem historischen Simplon-Hospiz.
Es gab jedoch auch bewusste Anachronismen. Regisseur Pierre Monnard erklärt, dass die Serie nicht als Dokumentation konzipiert wurde. Einige historische Elemente – von Dekor zu Kostümen und Schauspiel – wurden absichtlich mit kreativen Freiheiten erweitert. Ein Beispiel ist die Szene mit dem Fondue, serviert in einem pompösen Ballsaal: "Es mag untypisch sein, Fondue in einem solchen Ambiente anzubieten, doch darin liegt die besondere Würze der Inszenierung."
Die Serie bietet somit nicht nur einen unterhaltsamen Einblick in die Geschichte der Schweizer Hotellerie, sondern regt auch zum Nachdenken über die Rolle von Frauen in der Wirtschaft dieser Zeit an. «Winter Palace» ist eine fesselnde Mischung aus Drama und Geschichte, die mit jeder Episode das Publikum neugierig macht.