Wissenschaft

Die Geheimnisse der Plaudertaschen: Wer tratscht und wer schweigt tatsächlich?

2024-09-18

Der regelmäßige Umgang mit anderen Menschen kann einen äußerst interessanten Einblick in das Verhalten der Menschen geben: Wer kann Geheimnisse für sich behalten, und wer ist ein unentwegter Quatscher? Eine spannende Frage, die Psychologen von der Columbia University, Katelynn Boland und Michael Slepian, in ihrer neuen Studie untersucht haben. Ihre einzigartigen Ergebnisse, die kürzlich im Fachjournal Social Psychological and Personality Science erschienen sind, beleuchten die Psychologie hinter dem Redebedarf und dem Schweigen.

In ihrer umfassenden Analyse betrachteten die Forscher die Daten von insgesamt 24.684 Teilnehmern. Durch zwei Experimente ergründeten sie, welche Art der Selbstreflexion dazu führt, dass Menschen entweder geheimnisvoll bleiben oder Informationen freigiebig teilen. Dabei teilten sie die Personen in zwei Hauptkategorien: Die einen sind introspektiv und reflektieren über ihre eigenen emotionalen Zustände, Motivationen und vergangenen Erfahrungen. Diese Menschen sind oft bereit, persönliche Informationen zu teilen, da sie nach Antworten auf die Frage suchen, wer sie sind.

Im Gegensatz dazu gibt es die Personen, die sich auf öffentliche Selbstbespiegelung konzentrieren. Diese Menschen ziehen ihr Selbstbild stärker aus den Interaktionen mit anderen. Sie neigen dazu, sensibler dafür zu sein, wie sie von anderen wahrgenommen werden, und sind daher oft zurückhaltender, wenn es darum geht, Informationen über sich selbst preiszugeben.

Ein weiterer interessanter Aspekt der Studie betrachtet die Rolle der sogenannten Big Five, einem bewährten Modell zur Beschreibung der Persönlichkeit. Hierbei wurde festgestellt, dass Extraversion stark mit einer Neigung zur Plauderei korreliert. In der Tat scheinen gesellige und lebendige Menschen dazu zu neigen, Geheimnisse und persönliche Erlebnisse eher zu teilen. Menschen mit hoher Gewissenhaftigkeit und Neurotizismus hingegen behalten häufig ihre Geheimnisse für sich.

Außerdem stellten die Forscher fest, dass es einen interessanten Zusammenhang zwischen der Offenheit für Erfahrungen und Extraversion gibt, der dazu führt, dass diese Menschen in Situationen geraten, über die sie lieber schweigen würden. Hingegen erleben verträgliche und neurotische Personen seltener solche heiklen Situationen und haben weniger Schwierigkeiten damit, ihre Gedanken und Erlebnisse für sich zu behalten.

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass persönliche Erfahrungen und die Entscheidung, was gesagt oder geschwiegen wird, stark von den individuellen Persönlichkeitseigenschaften beeinflusst werden. Diese Erkenntnisse sind nicht nur für Psychologen von Interesse, sondern auch für alle, die verstehen möchten, was Menschen dazu bewegt, Geheimnisse zu teilen oder still zu bleiben. Während also die Psychologie des Tratschens scheinbar vielschichtig und verwirrend ist, bleibt eines klar: Ob jemand plaudert oder schweigt, ist tief in deren Persönlichkeit verwurzelt und wird durch viele komplexe Faktoren beeinflusst.