Gesundheit

Die Geheimnisse der Gehirnwellen: Wie versteckte Impulse postiktuales Umherirren auslösen

2025-09-18

Autor: Leonardo

Auf der Spur von postiktualem Umherirren

Nach einem epileptischen Anfall sind viele Betroffene oft verwirrt und ziellos unterwegs. Besonders Menschen mit Schl17fenlappenepilepsie sind betroffen. Forschende des Universitätsklinikums Bonn haben nun einen faszinierenden Mechanismus entdeckt, der dieses Phänomen namens postiktuales Umherirren erklären könnte. Diese Erkenntnisse wurden in der renommierten Zeitschrift "Science Translational Medicine" veröffentlicht.

Der lange Schatten der Anfälle

Postiktuale Störungen sind im klinischen Alltag häufig und können von Verwirrung bis zu extremer Desorientierung reichen. Diese Zustände treten oft erst nach den kurzen Anfällen auf und können Minuten bis Stunden andauern. Prof. Michael Wenzel, Korrespondenzautor der Studie, weist darauf hin, dass die Verbindung zwischen Anfällen und postiktualen Störungen nur teilweise verstanden ist. "Es bleibt unklar, ob der Anfall selbst tatsächlich die Ursache ist oder ob es andere neurologische Faktoren gibt", erklärt Wenzel.

Entdeckung im Mausmodell

Das Bonner Team wollte zunächst klären, wie Epilepsie aus einer akuten Erkrankung, wie einer Virusentzündung des Gehirns, entstehen kann. Mithilfe hochauflösender Fluoreszenzmikroskopie und Elektrophysiologie entdeckte die Gruppe ein bisher unbekanntes Phänomen im Hippocampus, das mit postiktualen Symptomen in Zusammenhang stehen könnte – allerdings nicht mit den Anfällen selbst.

Langsame Depolarisationswellen und ihre Wirkung

Die entdeckten langsamen Depolarisationswellen, auch als Spreading Depolarization (SD) bekannt, führen zu einem Zusammenbruch des neuronalen Membranpotenzials und können neuronale Netzwerke für Minuten oder sogar Stunden lahmlegen. Besonders im Hippocampus, einer entscheidenden Struktur für Epilepsie, scheinen diese Wellen eine Schlüsselrolle zu spielen. Prof. Mitlasóczki merkte an, dass dies erklären könnte, warum postiktuale Symptome vor allem bei Temporallappenepilepsien auftreten.

Neue Perspektiven in der Epilepsieforschung

Die Bonner Forscher fanden außerdem Hinweise darauf, dass diese anfallsassoziierten SD-Wellen auch in tiefen Bereichen des menschlichen Gehirns vorkommen können. Im Rahmen ihrer Untersuchung bewiesen sie, dass diese langsamen Potentialschwankungen möglicherweise übersehen wurden. Prof. Wenzel fügt hinzu: "Das unterstreicht, wie wichtig es ist, das bestehende EEG-System zu überdenken, um diese Wellen zu detektieren. Wenn sich unsere Hypothese bewahrheitet, könnte dies die Sicht auf die Behandlung postiktualer Störungen grundlegend verändern."

Bedeutung für die Zukunft der Epilepsieforschung

Diese faszinierenden Erkentnisse werfen ein neues Licht auf die Rolle von neuronalen Wellen in der Epilepsieforschung. Die Wissenschaftler fordern eine Neubewertung bestehender Studien, die sich auf unmittelbarere Anfallseffekte konzentrierten, ohne die Bedeutung von SD zu berücksichtigen.

Internationale Zusammenarbeit unter Wissenschaftlern

Die Forschung am Universitätsklinikum Bonn wurde in Zusammenarbeit mit ausgewählten Institutionen wie der RWTH Aachen und der University of California durchgeführt. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit könnte entscheidend sein, um ein umfassenderes Verständnis für Epilepsie und ihre Auswirkungen zu entwickeln.