Die bewegende Ausstellung in Wien: Jüdische Künstler und ihr vererbtes Trauma
2024-11-13
Autor: Simon
In Wien wird derzeit eine eindrucksvolle Ausstellung im jüdischen Museum gezeigt, die von Sabina Apostolo und einem Team von Kuratoren gestaltet wurde. Diese Ausstellung mit dem Titel „Die Dritte Generation. Der Holocaust im familiären Gedächtnis“ befasst sich intensiv mit der Frage, wie das Trauma des Holocaust über Generationen hinweg vererbt wurde.
Der Rundgang beginnt mit schlichten Schwarz-Weiß-Fotos eines Weingartens im Winter, die auf den ersten Blick harmlos erscheinen. Doch die Bilder stammen von Dan Glaubach, der die Enkel eines Holocaust-Überlebenden ist. Diese Weingärten, die so ansprechend wirken, werden von Glaubach als Erinnerungsorte beschrieben, die tief in der Geschichte verwurzelt sind.
Die Ausstellung thematisiert den künstlerischen Umgang mit dem Trauma durch die nachfolgenden Generationen. Während die erste Generation oft schwieg und die zweite Generation selten nachfragte, ist die dritte Generation heute aktiv auf der Suche nach ihrer Geschichte. Apostolo erklärt, dass viele Enkelkinder sich nun sogar die Lagernummern ihrer Großeltern tätowieren lassen, was eine provokante Hommage an das Erbe ihrer Vorfahren darstellt. Diese Generation zieht es vor, das Schweigen zu brechen und der kollektiven Erinnerung einen neuen Raum zu geben.
Künstlerische Arbeiten, die die Erinnerungen und die Widersprüchlichkeiten des Erbes darstellen, sind im gesamten Museum zu finden. Eine der bewegendsten Geschichten stammt von dem Regisseur Arnon Goldfinger, der beim Räumen des Erbes seiner Großmutter auf bemerkenswerte Entdeckungen stieß. Er fand nicht nur Nazi-Publikationen, sondern auch eine Münze, die sowohl den Davidstern als auch das Hakenkreuz zeigt.
Goldfinger erfuhr zudem, dass seine Großeltern in der Vergangenheit Freundschaften mit Mitgliedern der SS pflegten, was die komplexe Beziehung zwischen Juden und Nazis während der Zeit des Holocausts auf eine entfremdende Weise beleuchtet. Goldfingers Recherchen werfen Fragen über Identität und Abgrenzung auf, und obwohl manche Überlebende nach dem Krieg nach Deutschland zurückkehrten, bleibt der Schatten der Vergangenheit stets präsent.
Die Ausstellung in Wien ist nicht nur ein Rückblick auf das Erbe des Holocaust, sondern bietet auch einen universellen Blick auf die Art und Weise, wie Traumata in unseren Familien weitergegeben werden. In einer Welt, in der das kollektive Gedächtnis mehr denn je von Bedeutung ist, lädt diese Ausstellung die Besucher ein, darüber nachzudenken, wie wir mit unseren Erinnerungen umgehen und welche Geschichten wir an die nächste Generation weitergeben.