Der KI-Druck: Warum viele Angestellte sich alleingelassen fühlen
2024-11-09
Autor: Leonardo
Giovanni Crupi, ein 58-jähriger Produktmanager bei Swisscom, ist ein echter Pionier in der Nutzung von künstlicher Intelligenz. Mindestens eine Stunde täglich widmet er sich Chat-GPT und anderen KI-Werkzeugen, die für ihn gleichzeitig unverzichtbar wie Internetbrowser und Office-Programme geworden sind. In seinem Arbeitsalltag nutzt er einen speziell für Swisscom entwickelten, datenschutzkonformen KI-Chatbot, der ihn nicht nur beim Verfassen von E-Mails unterstützt, sondern auch bei seinen Recherchen zur Seite steht.
Immer mehr Angestellte in den Dienstleistungs- und Wissensberufen machen es ihm gleich. Eine aktuelle Umfrage der Hochschule für Wirtschaft Zürich unter 1843 Mitgliedern der Allianz „Die Plattform“ zeigt, dass fast die Hälfte der Berufstätigen bereits von generativer KI profitiert. Generative KI bezeichnet Modelle, die darauf ausgelegt sind, neue Inhalte in Form von Texten, Audio, Bildern oder Videos zu generieren.
Doch trotz der erkannten Potenziale fühlen sich viele Angestellte allein gelassen. Beeindruckende 80 Prozent der Befragten gaben an, mehr Fachwissen zu benötigen, um KI effektiv in ihre Arbeit zu integrieren. Besonders in weniger anspruchsvollen Berufen besteht ein ausgeprägter Bedarf nach zusätzlichem Know-how.
Die Kluft zwischen den Erwartungen der Mitarbeitenden und der Realität ist alarmierend. Nur 25 Prozent der Unternehmen besitzen eine klare KI-Strategie. Der Mangel an klaren Richtlinien führt zu Unsicherheiten und Frustrationen in vielen Firmen.
Ebenfalls bemerkenswert: Der Bildungsgrad und die berufliche Position spielen eine entscheidende Rolle in der Einstellung gegenüber KI. Höher Qualifizierte erkennen die wirtschaftlichen Chancen, die KI bietet, während weniger gut Qualifizierte oft skeptisch sind und die Herausforderungen, wie etwa die mögliche Überwachung und Beeinflussung von Debatten, größer gewichten.
Die große Mehrheit der Fachkräfte im Dienstleistungs- und Wissensbereich zeigt sich dem Thema KI gegenüber offener als die Bevölkerung insgesamt: 57 Prozent der Befragten stehen der Technologie positiv gegenüber, während dies nur auf 35 Prozent der gesamten Bevölkerung zutrifft.
Angesichts dieser Ergebnisse ist es entscheidend, dass die KI-Strategie des Bundes nicht nur auf Regulierungsfragen eingeht, sondern auch die Aus- und Weiterbildung der Angestellten in den Mittelpunkt stellt. Ursula Häfliger, Geschäftsführer von „Die Plattform“, warnt davor, dass ohne eine solide Strategie die Angestellten abgehängt werden könnten.
In einem überraschenden Vorschlag fordert der Schwyzer Mitte-Nationalrat Dominik Blunschy, KI-Kompetenzen bereits in der Grundausbildung zu vermitteln. Es sei notwendig, KI im Fach Medien und Informatik zu integrieren, ohne dass dazu gesetzliche Anpassungen notwendig wären. Eine solche frühzeitige Bildung könnte helfen, die Kluft zwischen den Anforderungen des Arbeitsmarktes und dem aktuellen Stand der Ausbildung zu schließen.
Giovanni Crupi ist unterdessen mit der KI-Strategie seines Arbeitgebers zufrieden. Bei Swisscom stehe KI ganz oben auf der Agenda, und es seien gezielte Maßnahmen implementiert worden, um die Angestellten mit den notwendigen Werkzeugen und dem erforderlichen Wissen auszustatten. Dennoch sieht auch Crupi die Verantwortung bei jedem Einzelnen, sein Wissen aktiv zu erweitern, um im digitalen Wandel nicht den Anschluss zu verlieren.
In dieser Zeit, in der KI zunehmend zum Alltag wird, ist es entscheidend, dass Unternehmen und Mitarbeiter gemeinsam an der Zukunft arbeiten. Werden Sie aktiv – denn es könnte der entscheidende Schritt sein, um in einer sich rasant verändernden Arbeitswelt relevant zu bleiben!