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Das Geister-AKW nahe Wien: Österreichs mutiger Schritt gegen Atomkraft

2024-12-29

Autor: Laura

Die Kernkraft ist in Europa wieder ein heißes Thema. Während in der Schweiz das Stromunternehmen Axpo die Schließung der Beznau-Reaktoren für 2032 und 2033 plant, wird in Österreich Geschichte geschrieben. Hier steht in der kleinen Stadt Zwentendorf, am Ufer der Donau, ein Kernkraftwerk, das nie in Betrieb genommen wurde – vielleicht treffender als „Atomfriedhof“ bezeichnet.

Das faszinierende Geisterkraftwerk Zwentendorf

Stefan Zach, Sprecher des Energieversorgers EVN und quasi Hausherr des AKW Zwentendorf, erinnert sich: „Es war Liebe auf den ersten Blick, als ich vor mehr als 25 Jahren dieses Kernkraftwerk betrat.“ Die Anlage ist ein faszinierendes Relikt der 1970er Jahre, ein Labyrinth aus alten Gängen und Technik. Heute bietet die EVN Führungen an, die es den Besuchern ermöglichen, das einzige Atomkraftwerk Österreichs zu besichtigen – und das ohne jeglichen Strahlenschutz, da die Anlage nie in Betrieb war.

Die Schatten der Vergangenheit

Sollten wir uns fragen, warum Österreich, ein Land mit fast 9 Millionen Einwohnern, 1978 ein Referendum gegen die Inbetriebnahme des AKW Zwentendorf einleitete, ist die Antwort schnell gefunden: Eine massive Protestwelle von Atomkraftgegnern stellte sich gegen die Nutzung der Kernenergie. Der damalige Bundeskanzler sah sich gezwungen, ein Referendum abzuhalten. Das Ergebnis war denkbar knapp: 50,47 Prozent der Bevölkerung stimmten gegen die Atomkraft.

Die größte Investitionspleite Österreichs

Insgesamt flossen rund eine Milliarde Euro in die Errichtung des Kraftwerks, ohne dass ein einziges Kilowatt Strom produziert wurde. Ursprünglich sollte das AKW Zwentendorf bis zu 1,8 Millionen Haushalte mit Energie versorgen. Stattdessen wird die Geschichte des Kraftwerks als einer der größten Investitionsfehler und als industrielle Ruine Österreichs angesehen.

Eine neue Bestimmung für das Geister-AKW

Doch das Geisterkraftwerk ist nicht tot. Nach seiner Stilllegung fand die Anlage eine neue Bestimmung als Ausbildungszentrum für Nuklearfachleute aus aller Welt, und die Öffentlichkeit strömt herbei, um die faszinierende „Geisterfabrik“ zu besichtigen. Die EVN plant keinen Rückbau – Zach erklärt: „Diese Anlage wird ein Denkmal für die damalige Kerntechnik bleiben.“

Ein Symbol des Widerstands

Zwentendorf steht nicht nur für vertane Chancen in der Energiewende, sondern auch für den starken demokratischen Willen der österreichischen Bevölkerung, sich gegen die Atomkraft zu weigern. In einer Welt, in der immer mehr Länder in die Kernenergie investieren, bleibt Österreich ein Beispiel für andere, dass es auch Alternativen gibt. Ein Vorbild für zukünftige Generationen: Die Entscheidung, die Sicherheit der Bürger über die wirtschaftlichen Interessen zu stellen, könnte so nur der Anfang sein!

Hier, wo die Geister der Vergangenheit leben, könnte auch die Zukunft der erneuerbaren Energien geboren werden.