Dank künstlicher Intelligenz werden manuelle Berufe wieder beliebter: Die überraschende Wende auf dem Arbeitsmarkt
2024-12-18
Autor: Lara
Seit der Einführung von ChatGPT und ähnlichen KI-Technologien ist ein bemerkenswerter Trend im Berufsleben zu beobachten. Daniel Goller von der Universität Bern, Hauptautor einer aktuellen Studie, erklärt: «Wir verzeichnen einen deutlichen Rückgang des Interesses an traditionellen Lehrberufen wie solchen in der öffentlichen Verwaltung. Im Gegensatz dazu steigt das Interesse an handwerklichen Berufen wie Maurer oder Maurerin.» Diese Entwicklung könnte ein klarer Hinweis darauf sein, dass die junge Generation zunehmend Wert auf Sicherheit und Unersetzlichkeit legt.
Die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz sind jedoch nicht nur auf die Schweiz beschränkt; weltweit ändern sich die Berufswünsche. Eine Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte zeigt, dass sechs von zehn jungen Menschen der Generationen Z und Millennials (geboren zwischen 1981 und 2012) der Meinung sind, dass sie eine Umschulung benötigen, um Fähigkeiten zu erlernen, die nicht leicht durch Automatisierung oder KI ersetzt werden können. Dies ist eine weitaus größere Herausforderung, als viele sich vorstellen.
In der Schweiz treten die meisten Schüler im Alter von 15 oder 16 Jahren in eine Berufsausbildung ein, oft in Form einer kaufmännischen Lehre. Mit über 240 Berufen zur Auswahl stellt sich die Frage, welche Berufe tatsächlich zukunftssicher sind. Seit ChatGPT verfügbar ist, berichten Goller und sein Team von einem Rückgang des Interesses an kaufmännischen Ausbildungen sowie Verwaltungsberufen um 18 Prozent.
Goller betont: «Für Teenager lohnt es sich nicht, drei Jahre zu investieren, um einen Beruf zu erlernen, der durch KI ersetzt werden könnte.» Das Interesse an Berufen, die manuelle Fähigkeiten erfordern, sank hingegen nur um 3 Prozent, was darauf hindeutet, dass Tätigkeiten, die menschliches Geschick und Interaktion verlangen – wie etwa Maurerarbeiten oder Pflegeberufe – in der gängigen Wahrnehmung als weitgehend krisensicher gelten.
Ein weiterer interessanter Aspekt der Studie ist, dass trotz der Bedenken über Automatisierung und Digitalisierung, die Mehrheit der Jugendlichen diese Veränderungen eher als Chance denn als Bedrohung für ihre Karriereansichten sieht. Nur ein Viertel der 2000 Jugendlichen, die für das Nahtstellenbarometer 2024 befragt wurden, ist der Meinung, dass KI ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verringern wird.
Dennoch zeigt die Umfrage auch auf, dass über 40 Prozent der Befragten im Alter von 14 bis 17 Jahren befürchten, dass ihre Fähigkeiten durch die Digitalisierung irrelevant werden könnten. Dies könnte langfristige Auswirkungen auf die Berufswahl haben und könnte erklären, warum immer mehr Jugendliche sich für Berufe entscheiden, die traditionell als sichere Optionen gelten.
Ein weiterer bemerkenswerter Trend zeigt sich im Wandel der Ausbildungspräferenzen: Die Verwaltungslehre, die lange Zeit zu den beliebtesten Ausbildungen in der Schweiz gehörte, verzeichnet 2024 einen deutlichen Rückgang der Nachfrage. Gleichzeitig bedienen sich Berufe wie Coiffeur, Fachkraft im Gesundheitswesen und Dentalassistentin, die ebenfalls menschliche Interaktion und Kreativität erfordern, einem plötzlichen Anstieg in der Beliebtheit.
Daniel Goller bleibt optimistisch in Bezug auf die Zukunft: Trotz der durch KI geschaffenen Herausforderungen ist er überzeugt, dass die Jobchancen der Schweizer Jugend nicht wesentlich beeinträchtigt werden. „Es ist wichtig, dass junge Menschen flexibel bleiben und bereit sind, sich ständig weiterzuentwickeln“, sagt er. Diese Fähigkeit zur Anpassung könnte entscheidend sein, um in einer von KI dominierten Arbeitswelt erfolgreich zu sein.