Nation

Chef Bollinger – Ein „Dynamo“, der die Erwartungen nicht erfüllt

2025-04-02

Autor: Nina

Glaubwürdigkeit ist alles in der Welt der Finanzinstitutionen. Stefan Bollinger, der neue CEO der größten Schweizer Privatbank Julius Bär, setzt genau darauf. In seinen ersten 100 Tagen führt er aktiv Gespräche, organisiert Townhalls und versucht, das Zürcher Geldhaus aus der Lethargie und den Auswirkungen des Benko-Schocks zu befreien.

Trotz dieser Bemühungen zeigen interne Berichte ein anderes Bild. Immer mehr Mitarbeiter sind von dem 50-jährigen ehemaligen Goldman Sachs-Partner enttäuscht. Sie werfen ihm vor, in diesen entscheidenden ersten Wochen seine Chance verspielt zu haben.

Ein zentraler Kritikpunkt sind die extrem hohen Gehälter, die neue Führungskräfte erhalten haben. Thomas „Who’s the guy“ Frauenlob erhielt 2024 eine Transferprämie von fast 7 Millionen Schweizer Franken – das entspricht etwa 27.000 Franken pro Arbeitstag.

Nic Dreckmann, der ein Jahr lang als Interims-CEO tätig war, bleibt trotz seiner Verwicklung in die vorangegangenen Kontroversen an der Spitze der Bank. Es wird angemerkt, dass seine Entscheidungen bei der Auswahl von Führungskräften durchwachsen waren und zu einem finanziellen Desaster führten, als das Kernbankensystem „ROC“ zu einem dreistelligen Millionenverlust führte.

Dreckmanns Einfluss wird nicht geschmälert, obwohl teure Managerpositionen besetzt wurden. Er und eine Reihe anderer Spitzenkräfte haben die Möglichkeit, im Jahr 2025 weiterhin Millionen zu verdienen. Dies gilt auch für Luigi Vignola, den Trading-Chef, der anscheinend eine Art „Untouchable“ innerhalb der Bank ist. Trotz mehrfacher Skandale und Verluste bleibt er unberührt.

Eine Quelle kommentiert, dass die Unzufriedenheit mit der Führungsspitze bereits seit langem groß ist. Die Entlassung von Sepp Zellweger, einem als bescheiden geltenden Berater, sorgte für zusätzlichen Unmut – insbesondere da sein Abgang zeitgleich mit der überproportionalen Vergütung von Frauenlob stattfand.

Zellweger, ein ehemaliger Kunstturner mit einem soliden Ruf, wurde nach nur einem Jahr bei Julius Bär entlassen, während das Netzwerk und die loyale Seilschaft der alten Führung weiterhin belohnt werden. Diese Situation könnte die Unternehmenskultur langfristig schädigen und die Motivation der Mitarbeiter gefährden.

Bollinger verfolgt möglicherweise ganz andere Ziele. Es wird gemunkelt, dass er Julius Bär als neuen globalen Vermögensverwalter für die US-Investmentbank Goldman Sachs positionieren möchte. Wenn sich diese Gerüchte bewahrheiten, könnte dies ein grundlegender Wandel in der strategischen Ausrichtung der Bank bedeuten, mit potenziellen Auswirkungen auf deren Mitarbeiter und die Marktstrategie.