Büne Huber will kein Bild mit mir – wegen Christoph Blocher
2024-12-24
Autor: Gabriel
Am Ende eines Jahres ziehe ich oft eine Bestandsaufnahme über den Zustand der Medien- und Kommunikationsbranche. In diesem Jahr scheint der Zustand eher trostlos. Während ich im letzten Jahr auf eine „difficile année“ hinwies, könnte der Titel für 2024 fast noch negativer ausfallen.
Das vergangene Jahr erinnerte an ein Gebiet, das von einem Bergsturz betroffen ist – unberechenbar und chaotisch. Auf der Liste der Rückschläge stehen die Schließungen des Today-Portals, des Züritipp, der SRG-UKW-Sender und mehrere Druckereien. Diese Entwicklungen führten unwiderruflich zu einem massiven Stellenabbau in der Branche.
Die Zeiten, in denen der Journalismus als Beruf eine Garantie für die finanzielle Sicherheit bot, sind längst vorbei, und viele in der Branche hoffen verzweifelt auf staatliche Hilfe. Ich werde jedoch nicht der üblichen Weinerlichkeit über den Rückgang des Werbemarktes und die Übermacht der Tech-Giganten nachgeben. In der Vergangenheit galt die Medienlandschaft als die vierte Gewalt, unabhängig und stark.
Erstaunlicherweise hat sich die Sichtweise auf staatliche Unterstützung jedoch drastisch gewandelt. Man muss sich fragen: Warum ist es nicht mehr möglich, ohne staatliche Subventionen zu operieren? Roger de Weck, der ehemalige SRG-Generaldirektor, argumentiert, dass der unabhängige Journalismus in Zukunft auf staatliche Finanzierung angewiesen sein müsse. Doch was bedeutet „unabhängig“ in einer Welt, die zunehmend auf Subventionen angewiesen ist?
Ein Vorfall mit dem Berner Popstar Büne Huber gilt als besonders aufschlussreich. Er weigerte sich, mit mir für ein Foto zu posieren, weil ich mit Christoph Blocher, einer umstrittenen politischen Figur, in Verbindung stehe. Diese Abgrenzung ist bezeichnend für die gegenwärtige Situation, in der tatsächlich auch von staatlicher Unterstützung abhängige Journalisten sich als Teil des „Systems“ definieren. Wie viel Unabhängigkeit bleibt einem Journalist, der ständig um die staatliche Finanzierung besorgt ist?
Und während ich über staatliche Unterstützung nachdenke, bleibt die Frage, wie sie überhaupt verteilt werden sollte. Sollten sich diese Mittel nicht vielmehr an objektiven Kriterien wie Auflage und Reichweite orientieren und weniger an der „Qualität“, die oft nur eine subjektive Bewertung darstellt?
In diesem Zusamenhang muss man auch die Realität der Medienlandschaft in der Schweiz beobachten. Trotz aller Herausforderungen gibt es nach wie vor eine lebendige Medienlandschaft, keine der prognostizierten Strukturen für den Untergang ist bislang eingetreten. Immerhin, es gibt immer noch viele gedruckte Zeitungen, auch wenn sie oft weniger umfangreich werden und auf ihre Zielgruppe zunehmend anpassen müssen.
Eine kürzlich durchgeführte Umfrage hat auch aufgezeigt, dass 75,7 Prozent der befragten Journalisten sich als „ganz links oder eher links“ einordnen. Die politische Realität in der Schweiz sieht jedoch anders aus: Fast 30 Prozent der Wähler würden heute die SVP wählen. Hier liegt offensichtlich eine Kluft zwischen den Journalisten und dem Publikum, und dies zeigt, wie wenig objektiv unser Journalismus tatsächlich geworden ist. Es ist ein kritischer Moment für die Branche, in dem wir herausfinden müssen, was tatsächlich für unsere Demokratie und unsere Medien wichtig ist.