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Bözberg: Waldbaden mit Agatha Baumgartner – Entspannungsgeheimnisse im Herzen der Natur

2025-04-01

Autor: Lara

Das alte Gemeindehäuschen auf dem Bözberg strahlt an diesem regnerischen Nachmittag in einem lebhaften Gelb. Hier starten alle Kurse von Agatha Baumgartner, die im Rahmen ihres Programms "Soulness" Menschen dabei unterstützt, eine tiefere Verbindung zur Natur und zu sich selbst aufzubauen. "Das ist Wellness für Körper, Geist und Seele", erklärt die dynamische 59-Jährige. Ausgestattet mit Wanderschuhen und einem Regenmantel, macht sich die Gruppe auf den Weg in den Wald.

Trotz des zunehmenden Regens gibt es hier keine Eile. Auf dem Schotterweg geht es über Wiese und Feld in das dunkle Grün des Waldes. „Den zehnminütigen Weg gehen wir in etwa zwei Stunden zurück“, erklärt Agatha Baumgartner. "Das ist bewusst gewählt: Wir möchten unsere Wahrnehmung schärfen und die Umgebung mit allen Sinnen erleben. Fragen wie 'Was fühle ich?' oder 'Wie nehme ich den Boden wahr?' sind zentral in meinen Kursen. Es geht darum, ohne Vorurteile zu beobachten, einfach nur wahrzunehmen."

Beliebte Stereotypen greift die Coachin gleich zu Beginn auf. „Viele denken beim Begriff ‚Waldbaden‘ sofort ans Bäumeumarmen“, sagt sie mit einem Schmunzeln. Doch der Fokus liegt anders: „Es ist eine Übung in Achtsamkeit, in der es darum geht, die Verbindung zur Natur zu stärken. Die Teilnehmer können einfach spüren, das fällt ihnen leicht.“

Die heilende Wirkung der Natur ist laut Baumgartner auch wissenschaftlich belegt, was sie durch Studien und eigene Erfahrungen untermauert. „Eine Baummeditation kann den Menschen für den Rest des Monats helfen“, erklärt sie. Regelmäßiger Kontakt zur Natur kann nicht nur Gesundheit und Konzentration verbessern, sondern ist auch wohltuend für die Psyche. Auch sie selbst fand ihre innere Ruhe in der Natur wieder, nachdem sie einen Burnout erlitten hatte.

Agatha Baumgartner, eine tatkräftige Unternehmerin, hat nach einer landwirtschaftlichen Ausbildung zahlreiche Weiterbildungen durchlaufen, darunter eine kaufmännische Lehre, und arbeitete unter anderem als Bankkauffrau, Erwachsenenbildnerin und IT-Projektmanagerin. Doch die Herausforderung, Zeit für sich selbst zu finden, wurde immer schwieriger – bis der Burnout ihr die Augen öffnete. „In der Behandlung verbrachten wir viel Zeit in der Natur. Ich musste lernen, Fokussierung und Selbstfürsorge in mein Leben zu integrieren“, sagt sie. Seither hat sie mit einem reduzierten Arbeitspensum, dafür aber mit ihrem eigenen Start-up, ihr Leben nachhaltig verändert.

Inspiriert durch einen Flyer, wählte Baumgartner den Namen "Soulness" für ihr Projekt, das sie 2019 als frisch diplomierte Stress- und Achtsamkeitstrainerin ins Leben rief. Ihr Ziel ist es, den Menschen Erfahrungen und Werkzeuge mitzugeben, um Ruhe und Klarheit in ihren Alltag zu bringen. Von Frühling bis Herbst bietet sie als Natur-Coachin ein vielseitiges Programm an, das von Vollmond-Wanderungen bis hin zu Ganztags-Waldbaden reicht. Ihr Unternehmen ist zudem Partnerbetrieb des Juraparks Aargau.

Im tiefen Kern des „Waldbadens“ steht für Baumgartner oft die Verarbeitung persönlicher Anliegen. „Einige Teilnehmer kommen mit einem Problem zu mir, andere erkennen erst während oder nach der Sitzung, warum sie die Natur brauchen.“ Ihr Ziel ist es, den Menschen die richtigen Orte im Wald zu zeigen und ihnen zu helfen, den passenden Baum für ihre Bedürfnisse zu finden.

„Jeder Baum hat seine eigenen Qualitäten. Die Eiche spendet Kraft, während die Weisstanne mütterlichen Schutz bietet und die Buche hilft, das Gedankenkarussell anzuhalten“, erklärt sie. Dabei hält sie sich jedoch zurück: „Waldbaden ist eine stille Praxis, jeder macht es auf seine Weise.“ Daher geht Agatha Baumgartner auf jeden Einzelnen ein. „Einige können selbst erkennen, was sie brauchen, andere schätzen es, wenn ich mehr Führung gebe.“

Die AZ durfte Agatha Baumgartner zu ihrem Lieblingsplatz begleiten, einer Lichtung, die von zwei majestätischen Eichen eingerahmt wird. „Wie ein Portal“, beschreibt sie begeistert. „Sobald man hindurchtritt, spürt man sofort eine andere Stimmung, eine andere Energie.“ Baumgartner vermutet, dass es sich bei der Lichtung um einen Ritualplatz der alten Völker, möglicherweise der Kelten, handeln könnte.

„Im Schamanismus sagt man: Für jedes Problem findet man die Lösung in der Natur.“ Diese Philosophie lebt Agatha Baumgartner in vollem Herzen. Wenn sie über ein Problem nachdenkt oder unsicher ist, wie es weitergehen soll, sucht sie den Wald auf, um Kraft zu tanken und Inspiration zu finden. „Nach einem Besuch im Wald ist mein Kopf klarer, und ich fühle mich immer bereichert“, lacht sie. Der Bözberg und seine Wälder sind nicht nur Kulisse für ihre Kurse; sie sind ein unverzichtbarer Teil ihrer Lebensreise und ein Ort des inneren Friedens.