Bern: Stehen wir erneut vor Spannungen im Rocker-Prozess?
2025-01-27
Autor: Alina
Am ersten Verhandlungstag am Berner Obergericht wurde der Berufungsprozess eingeleitet, der sich um die brutale Auseinandersetzung zwischen den Hells Angels und Bandidos in Belp im Jahr 2019 dreht. Dieser Vorfall war der Höhepunkt eines gewaltsamen Machtkampfs, da die Bandidos versuchten, in der Schweiz Fuß zu fassen, während die Hells Angels dies mit aller Kraft zu verhindern suchten. Die Situation eskalierte in einer Schießerei, bei der ein Hells Angel schwer verletzt wurde und zahlreiche weitere Personen zu Schaden kamen.
Drei Jahre nach den erschreckenden Ereignissen wurde der Haupttäter wegen versuchter Tötung zu einer Haftstrafe von acht Jahren verurteilt. Doch nicht nur er muss sich verantworten: Insgesamt 19 weitere Personen aus beiden Lagern standen wegen Körperverletzung und Gehilfenschaft vor Gericht. Sechs Bandidos und zwei Hells Angels haben nun Berufung gegen ihre Urteile aus dem Jahr 2022 eingelegt.
Am ersten Verhandlungstag erschienen nur vier der sechs Bandidos, während zwei den Anforderungen eines Gerichtstages fernblieben. Der unentschuldigte Ausbleibende hatte zur Folge, dass seine Verurteilung sofort bestätigt wurde.
Die Beschuldigten, die sich vor Gericht verantworten müssen, leugneten vehement jede Beteiligung an den Gewalttaten vom Mai 2019. In ihren Aussagen beteuerten sie, vieles vergessen zu haben, oder weigerten sich schlicht, ein Wort zu sagen. Unterdessen war die Polizei mit einem Großaufgebot vor Ort, aber die erste Verhandlung blieb ruhig und ohne Zwischenfälle.
Die Richterin gab bekannt, dass die Verhandlung ausgesetzt wird, bis die beschuldigten Hells Angels am nächsten Tag aussagen. Bemerkenswert ist dabei die gescheiterte Kommunikation eines Bandidos, die darauf hindeutet, dass er seit Juli 2024 nicht mehr erreichbar ist. Der Verteidiger wies darauf hin, dass trotz mehrerer Kontaktversuche nie eine Antwort darauf gegeben wurde, was in der heutigen Zeit der Technologie äußerst ungewöhnlich ist.
Ein weiterer Bandidos-Angeklagter, ein älterer Mann mit gesundheitlichen Problemen, der aus Deutschland stammt, bestritt die Vorwürfe mit der Begründung, an diesem besagten Tag sei er nur auf einer Feier gewesen. Die Richterin konfrontierte ihn mit Chatnachrichten, die ihn in Verbindung mit dem inneren Kreis der Bandidos bringen – doch auch das stritt er vehement.
Die Sitzung wurde weiterhin durch verschiedene Einvernahmen von Bandidos geprägt, wobei einige der Beschuldigten angaben, sich nicht an die Vorfälle zu erinnern. Ein junger Mann, der aufgrund seines Alters und der Art des Vorfalls unter Druck steht, äußerte seinen Wunsch nach einem ruhigen und normalen Leben, fernab der Probleme, die die Rockerszene mit sich bringt.
Dieser Prozess zeigt deutlich, wie tief die Risse innerhalb der Rockerszene in der Schweiz sind und welche unsichere Zukunft für die beteiligten Mitglieder bevorsteht. Es bleibt abzuwarten, ob neben den rechtlichen Konsequenzen auch persönliche Dramen auf den Gerichtssaal zukommen werden. Da die Verhandlung ernsthafte und potenziell explosive Themen aufwirft, könnte dies der Auftakt zu weiteren Spannungen in der bereits angespannten Rockerszene sein.