Nation

Bergsturz im Lötschental: Ein Neuanfang für die Familie Bellwald-Hubert

2025-09-05

Autor: Louis

Eine unerwartete Evakuierung

Neun Tage vor der verheerenden Katastrophe packen Esther Bellwald und Laurent Hubert das Nötigste und ziehen mit ihren beiden Söhnen, Noé und Luc, ins Nachbardorf Wiler. Die Behörden haben beschlossen, das bedrohte Dorf Blatten zu evakuieren, da die Felsen gefährlich bröckeln.

Obwohl Esther entspannt bleibt – "Es kommt, wie es kommt" – ahnt sie nicht, welch brutales Schicksal sie erwartet.

Die Tragödie am 28. Mai

Am 28. Mai 2025 geschieht das Unvorstellbare: Ein massiver Berg- und Gletscherabbruch begräbt das Dorf Blatten und den Weiler Ried unter sich. Ein Mensch verliert sein Leben und 300 Menschen, darunter die Familie Bellwald-Hubert, verlieren ihr Zuhause.

Der tiefe Schock

Fünf Tage nach dem Unglück sitzen Esther und Laurent in Wiler und können das Unfassbare noch immer nicht begreifen: "Wir haben unser Zuhause verloren," sagt Esther. Ihr Hotel, das älteste im Lötschental, das 150 Jahre alte „Nest- und Bietschhorn“, ist für immer verloren.

Die fundamentale Veränderung in ihrem Leben wird ihnen erst im Laufe der Zeit wirklich bewusst. Die Bilder von ihrem einstigen Zuhause sind für sie unerträglich anzuschauen.

Ein neuer Alltag?

Zunächst ist der Gedanke an einen normalen Alltag unerreichbar. Sie haben nur das Nötigste bei der Evakuierung mitgenommen und kämpfen jetzt mit den Folgen. Esther spürt eine leise Zuversicht, als sie von der Unterstützung der Dorfbewohner spricht. "Wenn jemand das kann, dann wir Blattner."

Ein Zeichen für die Zukunft

In den Wochen nach dem Unglück zeigt das Dorf Blatten großen Willen, wieder neu anzufangen. Bei einer Gemeindeversammlung wird ein Plan vorgestell, der das neue Dorf in drei bis fünf Jahren wieder bewohnbar machen soll.

Wichtig ist nicht nur der Wiederaufbau, sondern auch die Frage, wie die Bevölkerung im Lötschental gehalten werden kann. Es bleibt ungewiss, wo genau Blatten wiederaufgebaut wird, da sich die Natur weiterhin als Bedrohung erweist.

Der Neubeginn

Drei Monate nach der Katastrophe lebt die Familie Bellwald-Hubert in einer neuen Wohnung in Wiler. "Wir könnten uns vorstellen, länger hier zu bleiben," sagt Laurent. Die beiden Jungs haben sich schnell eingelebt.

Nach dem Bergsturz besuchten sie den Norden Europas mit einem Camper. "Das war unsere Chance für längere Ferien," erkennt Esther. Müller meint, dass diese Auszeit auch ihr Leben verändert hat.

Die Herausforderung der Neuorientierung

Die Rückkehr war schmerzhaft, denn es gab kein Zurück ins alte Leben. Ihre Kinder jedoch scheinen das Geschehene leichter zu verkraften.

Die Familie setzt alles daran, ihrem gewohnten Umfeld treu zu bleiben, insbesondere wegen der Schulbildung der Kinder. Gleichzeitig müssen sie sich als Familie neu erfinden, da ihr Zuhause nun auch der Arbeitsplatz war.

Gemeinsam stark sein

Dennoch geben Esther und Laurent nicht auf. Mit anderen Hoteliers des verschütteten Dorfes planen sie ein temporäres Hotel auf der Lauchernalp. Die Eröffnung ist für Dezember 2025 vorgesehen.

Sie haben Angebote abgelehnt, anderswo ein Hotel zu übernehmen. Stattdessen setzen sie alles daran, im Lötschental zu bleiben und ihre Wurzeln nicht zu verlieren.

Wie Esther vor dem Unglück sagte: "Es kommt, wie es kommt." Vielleicht wird diese resiliente Einstellung der Schlüssel zu ihrem Neuanfang sein.