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«Automania»: Ein Luzerner wagt den Film über das Autofahren

2024-11-13

Autor: Leonardo

Fabian Biasio, ein leidenschaftlicher Filmemacher und zweirädriger Abenteurer, macht sich auf den Weg zum Kino Bourbaki, während er einen Anhänger voller Bier hinter sich herzieht. Diese riskante Fahrt durch die Straßen von Luzern spiegelt die ambivalente Beziehung wider, die viele von uns zum Autofahren haben. Biasio, der seine Kinder ausdrücklich davor warnt, mit dem Velo in der Stadt zu fahren, steht in der ersten Reihe, wenn es darum geht, seine eigene Selbstwahrnehmung als Radfahrer und Autofahrer zu hinterfragen.

In seinem neuen Dokumentarfilm «Automania» zeigt Biasio auf, wie tief das Auto in der Schweizer Gesellschaft verwurzelt ist. „Als Velofahrer bin ich ein totaler Autohasser. Gleichzeitig genieße ich es, selbst hinter dem Steuer zu sitzen“, erklärt er. Mit provokanten Bildern und eindringlichen Beobachtungen kritisiert der Film die übergroße Dominanz des Autos im urbanen Raum.

Hackordnung im Verkehr

Der Film fragt, warum Autos in den Städten einen unverhältnismäßig großen Raum einnehmen sollten. Biasio argumentiert, dass die Städte für Autos gebaut wurden und nicht für Menschen. „Verkehrsplaner träumen noch im Geiste des letzten Jahrhunderts“, stellt er fest. Angesichts der Tatsache, dass in Luzern nur etwa die Hälfte der Haushalte ein Auto besitzt, stellt er die Frage: „Räumen wir den Autos zu viel Platz ein?“

Mit einer Holzrahmen-Konstruktion, die die Größe eines Autos hat, stapft Biasio selbstsicher die Pilatusstraße hinunter, eine der Hauptverkehrsachsen in Luzern. „Es fühlt sich unglaublich gut an, als Fußgänger so viel Platz einzunehmen“, sagt er. Doch seine provokante Aktion zieht nicht nur die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich, sondern auch den Unmut mancher Autofahrer.

Aggressionen gegen Radfahrer

Biasio verdeutlicht, dass die Aggressivität im Straßenverkehr eine ernste Herausforderung für Radfahrer darstellt. Wenn Autofahrer im Stau stecken bleiben, bricht oft ein innerer Druck aus, der dann ungewollt auf die Schwächeren, wie die Radfahrenden, abgeladen wird. „Hinter dem verspiegelten Windschutzschild ist man anonym und kann sich verhalten, wie man will. Das ist gefährlich“, warnt er.

Ein Alltag im Zeichen der Sicherheit

Um sich zu schützen, hat Biasio begonnen, Verkehrsregeln zu brechen. „Ich fahre manchmal los, bevor die Ampeln auf Grün schalten. So vermeide ich es, zwischen einem Lastwagen und einem Bus zu geraten. Am Leben bleiben ist mein oberstes Gebot“, erklärt er.

Sein Engagement geht über persönliche Sicherheit hinaus. Biasio fordert eine grundlegende Änderung in der Verkehrspolitik der Städte: „Städte wie Kopenhagen zeigen, wie man Autostraßen und Radwege effizient parallel führen kann. Drei Meter Platz für Radfahrer sind dort die Norm.“

Schließlich erreicht Biasio das Kino Bourbaki

Schließlich erreicht Biasio das Kino Bourbaki, völlig erschöpft von der Tragearbeit. „Die fünf Kisten Bier wiegen einiges“, lacht er. Trotz der Anstrengung und der Überlegungen, dass der Transport mit dem Auto einfacher gewesen wäre, betont er: „Wenn jeder von uns, der normalerweise Velo fährt, ein Auto benutzen würde, wäre die Infrastruktur vollständig überfordert.“ Biasios Film «Automania» ist ein dringend benötigter Appell für ein Umdenken in der Verkehrspolitik. Warten Sie nicht, sehen Sie sich den Film an und lassen Sie uns gemeinsam über unsere Städte nachdenken!