Aufzeichnungen eines Auschwitz-Insassen: „Der Tod erscheint einem wie ein erfrischendes Dampfbad“
2025-01-12
Autor: Gabriel
József Debreczeni, ein ungarischer Jude, wurde 1944 ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Nach dem Krieg verfasste er einen eindringlichen Bericht über seine grausamen Erfahrungen, der erst jetzt in deutscher Sprache veröffentlicht wurde.
Von der ersten Seite an fühlt der Leser die Intensität von Debreczenis Schilderungen. Seine Beschreibungen sind so detailliert und gnadenlos, dass man die Schrecken der nationalsozialistischen Vernichtungslager hautnah miterlebt. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung könnte nicht wichtiger sein: Inmitten des schwindenden Zeugenberichts der Überlebenden ist es essenziell, solche Stimmen zu hören.
In den ersten Zeilen beschreibt Debreczeni den verzweifelten Zustand der Häftlinge: „Entmutigt widmen wir uns wieder den Läusen. Unsere letzte Hoffnung ist verschwunden. Die Sterbenden geben auf, gleiten zurück in die Bewusstlosigkeit – hungertod, wassersucht, fleckenfieber…“
Als er am 1. April 1944 in Auschwitz ankommt, beginnt ein zwölfmonatiger Albtraum, in dem er zwischen verschiedenen Lagern und schließlich in der Krankenbaracke des Zwangsarbeitslagers Dörnhau landet, unweit von Kolce, Südpolen. Nach der Befreiung verfasst der Autor diesen unverblümten Bericht, eine Anklage gegen die unmenschlichen Bedingungen und die nazistische Brutalität.
Debreczenis Erinnerungen sind sowohl eindringlich als auch schmerzhaft, und sie haben viele Leser im Laufe der Jahrzehnte berührt. Besonders berühmt ist die TV-Serie „Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss“, die vor 45 Jahren das Bewusstsein für die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs schärfte. Diese emotionale Erzählung half vielen Menschen, die unfassbaren Fakten über das Schicksal der Juden in der NS-Zeit zu begreifen – einschließlich Debreczeni selbst, der die brutale Realität in den Konzentrationslagern nicht vergessen kann.
Im Nachwort zu „Kaltes Krematorium“ hebt die Publizistin Caroline Emcke hervor, wie wichtig es ist, Debreczenis Stimme zu hören: „Für ihn ist nichts nebensächlich, alles zählt. Alles, was die Menschen sich gegenseitig antun, alles, was nötig ist, um zu überleben oder um zu quälen.“ Diese Worte unterstreichen die Notwendigkeit, sich an die Vergangenheit zu erinnern und die Lehren daraus zu ziehen.
Debreczeni erklärt eindringlich: „Der Tod wird hier wie ein erfrischendes Dampfbad wahrgenommen“ – eine schockierende Umdeutung des häufigen Todes in den Lagern, die die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit der Häftlinge spiegelt.
Sein Überleben, so schildert er, war oft dem Glück zuzuschreiben. Bei seiner Ankunft in Auschwitz wurde er bei einer Selektion begünstigt. Ein scheinbar freundlicher SS-Mann bot ihm an, die Reihe zu wechseln, doch Debreczeni entschied sich instinktiv, in seiner Reihe zu bleiben und entkam damit dem sicheren Tod.
Der Bericht beschreibt zudem grausame Szenen von Gewalt unter den Häftlingen, da die Minimierung der Nahrungsressourcen und das Streben um das Überleben dazu führten, dass Schwache von Stärkeren unterdrückt wurden: „Minderheit unterdrückt Minderheit – egal ob es um ein Stück Brot oder eine saubere Unterhose geht.“
Ein besonders grausames Beispiel findet sich in seiner Schilderung vom 6. Juni 1944, als ein SS-Hauptsturmführer einen Häftling ohne Vorwarnung erschoss – ein schockierendes Zeichen der Macht und der Willkür, die die Nazis über das Leben der Insassen hatten.
Die Rote Armee befreite schließlich das Zwangsarbeitslager Dörnhau am 4. Mai 1945, doch die Erinnerung an die Gräueltaten bleibt unvergessen. Die Erzählungen von József Debreczeni in „Kaltes Krematorium – Bericht aus dem Land namens Auschwitz“ sind ein kraftvolles Zeugnis für die Schrecken der Vergangenheit und eine Mahnung für die Zukunft. Sie sollten von uns allen gelesen und gehört werden, bevor es zu spät ist.