Atomenergie: Die Illusion einer Atomkraft-Renaissance
2025-01-19
Autor: Noah
Energiepolitik: Die Illusion einer Atomkraft-Renaissance
Die Diskussion um die Atomkraft erlebt in Deutschland ein bemerkenswertes Comeback, angestachelt von politischen Akteuren wie der Union und der FDP, die die Rückkehr zur Kernenergie als Lösung für die aktuellen Energieprobleme propagieren. Doch während diese politische Rhetorik erblüht, sieht die Realität ganz anders aus.
Im November 2024 stellte der Siemens-Energy-Chef Joe Kaeser in einem Fernsehinterview klar: „Es gibt kein einziges Atomkraftwerk auf dieser Welt, das sich ökonomisch rechnet.“ Eine Tatsache, die selbst angesichts der milliardenschweren Subventionen, die die Atomkraft erhält, nicht aus der Welt zu schaffen ist.
Die Realität der deutschen Energieversorger spricht Bände. Markus Krebber, CEO von RWE, erklärte in der „Rheinischen Post“, dass der Neubau von Atomkraftwerken immense Zeit und Kosten erfordern würde – Projekte werden oft doppelt so teuer und benötigen mehrere Jahre bis zur Fertigstellung. Selbst die Reaktivierung der in Deutschland stillgelegten Kernkraftwerke wird als unpraktikabel und exorbitant teuer erachtet. Die erneute Inbetriebnahme der drei zuletzt abgeschalteten Anlagen gilt als unmöglich.
Die Atomkraft ist ohne massive Subventionen unhaltbar. Die hohen und oft unbekannten Kosten der Endlagerung gefährden zusätzlich die Wirtschaftlichkeit. Zudem passen Atomkraftwerke schlecht zu einem flexiblen Energiesystem, das auf Erneuerbaren Quellen basiert, da sie nicht schnell genügend hoch- oder heruntergefahren werden können. Erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie sind in der Lage, die Schwankungen im Strombedarf besser auszugleichen.
Trotz dieser Fakten halten konservative Parteien und selbst die FDP an der Vision einer „Renaissance der Atomkraft“ fest. In Wahlprogrammen wird die Wiederinbetriebnahme abgeschalteter Kraftwerke gefordert, obwohl die Realität eine ganz andere Sprache spricht. Die starren Bedingungen, unter denen diese Pläne stehen, sind wohl mehr Wunschdenken als echte politische Strategien.
Die Internationale Energieagentur (IEA) hat vor kurzem einen Bericht veröffentlicht, in dem sie eine „neue Ära der Atomkraft“ prognostiziert, jedoch stützen sich viele dieser Hoffnungen auf die internationalen Bemühungen in Ländern wie China und Indien, wo Atomkraftwerke teuer und hochsubventioniert sind. China plant eine Vielzahl neuer Reaktoren, doch die IEA ignoriere die Tatsache, dass die meisten dieser Projekte wirtschaftlich nicht tragfähig sind.
Besonders aufhorchen lässt der inakzeptable Hinweis der IEA auf die Small Modular Reactors (SMRs)—eine disruptive Technologie, die noch in den Kinderschuhen steckt und für die es derzeit kaum Fortschritte gibt. Während die IEA optimistisch in die Zukunft blickt, zeigen aktuelle Trends, dass Erneuerbare Energien an Bedeutung gewinnen. Sie machten 2023 bereits 30 Prozent der globalen Stromversorgung aus mit einer Steigerung auf 46 Prozent bis 2030, während die Kernkraft nur einen bescheidenen Anteil von weniger als zehn Prozent hat.
Der Blick über die Grenze zeigt, dass in Europa gerade einmal zwei relevante Atomprojekte in Großbritannien und Frankreich existieren: Hinkley Point C und der Reaktor Flamanville 3. Beide Projekte haben exorbitante Kostenüberschreitungen und Verzögerungen erfahren und es ist unwahrscheinlich, dass sie die erhoffte wirtschaftliche Rentabilität erzielen werden. Das britische Hinkley Point C wird voraussichtlich um 54 Milliarden Euro kosten und hat bereits massive Verzögerungen. In Frankreich kennen wir die desaströsen Zahlen des Flamanville-Projekts, wo sich die Kosten seit dem Projektstart im Jahr 2006 versiebenfacht haben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass trotz aller politischen Rhetorik und den Hoffnungen auf eine Wiederbelebung der Atomkraft, die ökonomischen und technischen Herausforderungen weiterhin überwiegen. Die wahren Lösungen für die künftige Energieversorgung liegen in einem verstärkten Fokus auf nachhaltige und erneuerbare Energien.