Astronomen entdecken faszinierenden interstellaren Tunnel in der Nähe unseres Sonnensystems
2024-11-11
Autor: Louis
Ein internationales Team von Astronomen entdeckt einen interstellaren Tunnel
Ein internationales Team von Astronomen, geleitet von Wissenschaftler:innen des renommierten Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik (MPE), hat einen bahnbrechenden interstellaren Tunnel in Richtung des Sternbilds Centaurus entdeckt. Diese spannende Entdeckung wurde in einer neuen Studie veröffentlicht, die in der Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics erschien. Die Forscher:innen beschreiben den Tunnel als Teil einer gigantischen Struktur, die aus heißem Gas besteht und als „Local Hot Bubble“ (LHB) bekannt ist. Diese Umgebungsregion umgibt unser Sonnensystem und erstreckt sich über Hunderte Lichtjahre.
Der neu entdeckte Tunnel könnte ein wichtiger Verbindungsglied sein
Der interstellare Tunnel könnte mit einer angrenzenden, noch umfassenderen Superbubble verbunden sein. Die Astronomen stießen auf dieses Phänomen, indem sie die umfassenden Daten der Erosita-Himmelsdurchmusterung analysierten, die es ihnen ermöglichten, ein detailliertes 3D-Modell des heißen Gases in der Nähe der Sonne zu erstellen. Erosita, das erste Röntgenobservatorium, das vollständig außerhalb der Erdatmosphäre betrieben wird, hat entscheidend zur Entdeckung beigetragen.
Michael Freyberg, Co-Autor der Studie und Astronom am MPE, erläutert: „Was wir bisher nicht wussten, war die Existenz eines interstellaren Tunnels in Richtung Centaurus, der in das kühler werdende interstellare Medium hineinragt. Diese Region wurde dank der erheblichen Sensibilität von Erosita und einer völlig neuen Vermessungsstrategie im Vergleich zu seinem Vorgänger, dem ROSAT-Weltraumteleskop, deutlich erkennbar.
Die Theorie der Local Hot Bubble und ihre Bedeutung
Die Theorie der Local Hot Bubble reicht über fünfzig Jahre zurück und könnte den Hintergrund der überall vorhandenen Röntgenstrahlung im Raum erklären. Da der interstellare Raum fast vollständig mit diffusen Gas- und Staubwolken gefüllt ist, welche die Bausteine für die Sternentstehung liefern, stellte man früher fest, dass niederenergetische Röntgenemissionen verdampfen würden, bevor sie gemessen werden konnten.
Supernovae als mögliche Ursache für die Entstehung interstellarer Hohlräume?
Die Hypothese besagt, dass unser kosmischer Bereich, aus welchen Gründen auch immer, leer ist und als Local Bubble bezeichnet wird. Astronomen schätzen, dass sich diese Struktur vor ungefähr 14 Millionen Jahren gebildet haben könnte, zeitgleich mit einer Reihe von Supernova-Explosionen, die alles interstellare Material in der Umgebung weggeblasen haben und einen riesigen Hohlraum mit einem Durchmesser von etwa 1.000 Lichtjahren geschaffen haben.
Die Theorie wurde in den letzten Jahren durch Beobachtungen von Sternenclustern, die an der Grenze dieser Blase entstehen, immer stärker unterstützt. Diese Beobachtungen scheinen die ursprünglichen Annahmen über die Hohllandschaft des interstellaren Raums zu bestätigen.
Ein nebulaartiges Netzwerk aus interstellaren Tunneln?
Die neue Studie wirft auch die Möglichkeit auf, dass der entdeckte interstellare Tunnel Teil eines weitläufigen Netzwerks von räumlichen Strukturen im interstellaren Medium sein könnte, das sich über die gesamte Milchstraße erstreckt und durch die gewaltigen Explosionen von Sternen geformt wird. Diese Entdeckung könnte nicht nur unser Verständnis des interstellaren Raums revolutionieren, sondern auch neue Fragen über die Dynamik und Evolution unserer Galaxie aufwerfen.
Zusätzlich zu dem interstellaren Tunnel haben die Wissenschaftler:innen einen deutlichen Temperaturgradienten entlang dieser Struktur festgestellt, der möglicherweise auf frühere Supernova-Explosionen zurückzuführen ist, die die Local Bubble ausgeweitet und aufgeheizt haben könnten. Dies deutet darauf hin, dass in den letzten Millionen Jahren mehrere Supernova-Explosionen stattgefunden haben könnten. Die Resultate dieser Studie könnten zu einem besseren Verständnis der Chemie unseres Universums und der Bedingungen führen, unter denen sich Sterne und Planeten bilden.