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Ärztemangel in der Schweiz: Eine alarmierende Abhängigkeit von ausländischen Fachkräften

2025-03-27

Autor: Sofia

Die Situation im Schweizer Gesundheitswesen spitzt sich zu: Eine aktuelle Statistik zeigt, dass sage und schreibe 41,3 Prozent der praktizierenden Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz ihr Medizinstudium im Ausland abgeschlossen haben. Diese hohe Zahl übersteigt den OECD-Durchschnitt von 19 Prozent und alarmiert den Berufsverband FMH.

Besonders auffällig ist, dass nahezu die Hälfte dieser ausländischen Ärzte – 49,4 Prozent – aus Deutschland stammen. Es folgen Italien mit 9,7 Prozent, Frankreich mit 7,1 Prozent und Österreich mit 6 Prozent.

Yvonne Gilli vom FMH warnt vor den Risiken dieser externen Abhängigkeit: „Wir haben in den letzten 20 Jahren viel zu wenig Ärztinnen und Ärzte ausgebildet. Das zeigt sich jetzt.“ Sie weist darauf hin, dass die Schweiz bei anhaltend schlechten Arbeitsbedingungen Gefahr läuft, akut unter Fachkräftemangel zu leiden, wenn andere Länder bessere Konditionen bieten.

Die Ärztedichte bleibt ein zentrales Problem

Trotz der wachsenden Zahl an Ärzten in der Schweiz – 2014 waren es 42'602, ein Plus von 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – beruht dieser Zuwachs maßgeblich auf den ausländischen Ärzten. Der Anteil von Fachkräften mit Schweizer Diplom wächst nur langsam und bleibt im Vergleich gering. Die Ärztedichte in der Grundversorgung ist laut internationalen Studien beschämend niedrig; sie liegt in der Schweiz bei durchschnittlich nur 0,8 Vollzeitäquivalenten pro 1000 Einwohnern, während ein Zielwert von einem empfohlen wird. Besonders der Hausärztemangel ist alarmierend.

Hürden für ausländische Fachkräfte

In den letzten zehn Jahren wurde es für ausländische Ärzte zunehmend schwieriger, eine eigene Praxis in der Schweiz zu eröffnen. Diese Entwicklung wird von vielen als kontraproduktiv angesehen, da sie die ohnehin angespannte Situation weiter verschärft.

Ein Aufruf zur Attraktivitätssteigerung

Yvonne Gilli fordert Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Schweiz, um den Beruf für einheimische Ärztinnen und Ärzte attraktiver zu gestalten und die Einwanderung aus Deutschland nicht weiter zu gefährden. Die Politik sei gefragt, um sicherzustellen, dass die Schweiz weiterhin ein gefragter Standort für medizinisches Fachpersonal bleibt.

Perspektiven der Einwanderungsberater

Martin Werner, ein Berater für ausländische Fachkräfte aus Deutschland, ist optimistisch: „Die Schweiz bleibt für viele Ärzte ein attraktives Ziel.“ Doch auch er betont die Notwendigkeit von politischen Maßnahmen, die die wachsenden Anforderungen der ausländischen Ärzteschaft und die Bedürfnisse der Patienten in der Schweiz in den Mittelpunkt stellen. Während das Interesse an der Einwanderung ungebrochen bleibt, könnten sich die Rahmenbedingungen in Zukunft entscheidend verändern.

Die Lage ist ernst, und die Zeit drängt: ohne schnelle und entscheidende Maßnahmen könnte die Schweiz bald in eine noch tiefere Fachkräftekrise geraten.